BUND Landesverband
Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Neue Doku: „Keine Tierfabriken mehr!“ in Lübtheen

19. April 2024 | BUND, Landwirtschaft, Massentierhaltung

BUND und Verein NUGG zeigen am 23. April 2024 in Lübtheen den neuen Dokumentarfilm über die Megastallanlage Alt Tellin

Am Dienstag, den 23.04.2024 laden der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Verein Natur- und Umweltschutz Griese Gegend e.V. zur Aufführung des neuen Dokumentarfilms über die Megastallanlage zur Ferkelzucht bei Alt Tellin ein. Der Film von Christian König wird mit anschließender Diskussion um 19.00 Uhr im Festsaal des Bürgerhauses "Dat olle Amtsgericht" in 19249 Lübtheen, Ernst-Thälmann-Platz 6 gezeigt.

Mit dem Film erinnern der BUND und Verein Natur- und Umweltschutz Griese Gegend gemeinsam an die Brandkatastrophe in Alt Tellin zum 3. Jahrestag Ende März. Der Film thematisiert in 35 Minuten die Entstehung der Megastall-Anlage in Alt Tellin, das furchtbare Brandereignis am 30.3.2021 den Tierschutz und den Widerstand gegen die Massentierhaltung. Im Anschluss an den Film laden BUND und der Verein Natur- und Umweltschutz Griese Gegend zur Diskussionsrunde über industrielle Tierproduktion und aktuelle Entwicklungen in der Landwirtschaft ein. BUND-Landesgeschäftsführerin Corinna Cwielag wird die Diskussion begleiten.

Für Rückfragen der Presse: Corinna Cwielag, BUND, T. 0385 521339-12 oder 0178 5654700

Zum Hintergrund:

Der Dokumentarfilm von BUND und BUNDjugend M-V ist auf Initiative der BUNDjugend entstanden, um die ethischen, sozialen und umweltpolitischen Konflikte industrieller Tierhaltung zu thematisieren und an den qualvollen Tod tausender Tiere bei der Brandkatastrophe in der Megastallanlage Alt Tellin zur erinnern.

Am 30.März 2021 brannte die Ferkelzuchtanlage Alt Tellin, eine der größten Sauenanlagen Europas vollständig ab.

Beim Brand der gigantischen Stallanlage mit 18 verbundenen Gebäuden konnten die Tiere nicht gerettet werden. Der Brand dehnte sich durch fehlende Brandmauern sehr schnell aus und die Stallgebäude stürzten aufgrund der billigen Konstruktionsweise in kurzer Zeit ein. Die wenigen Tiere, die zu Beginn ins Freie gelangten, mussten dem Vernehmen nach später auch getötet werden. Insgesamt verendeten mehr als 60.000 Sauen, Ferkel und Zuchteber qualvoll.

Die Behörden hatten großzügige Abweichungen von den Vorschriften der Landesbauordnung zugelassen und die Brandabschnitte dreizehnmal so groß genehmigt, als es zulässig ist. Damit war es für die Freiwilligen Feuerwehren unmöglich, wenigstens in einzelnen Abschnitten das Feuer abzuwehren und Tiere zu retten. Der BUND und die Bürgerinitiativen vor Ort hatten bereits bei der Planung die abenteuerlichen Brandschutzkonzepte, die Umweltprobleme und die tierschutzwidrigen Haltungsbedingungen mit tausenden Kastenständen für die Sauen in der riesigen Stallanlage scharf kritisiert. Die Betreiberin LFD und das Landwirtschaftsministerium kündigten kurz nach dem Brand 2021 einen Wiederaufbau des Megastalls als „Modellanlage der Zukunft – ein Stall 4.0“ an. Aktuell bemüht sich die LFD um den Ausbau der Biogasanlagen und hat auch den Antrag auf Verlängerung der Genehmigung für die abgebrannte Megastallanlage gestellt.

Der BUND richtete nach der Brandkatastrophe am 12.04.2021 gemeinsam mit dem Tierschutzbund eine Petition an den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern. Darin wurde das Land aufgefordert, die Genehmigung für die Schweinezuchtanlage Alt Tellin zurückzunehmen und umgehend Vorsichtsmaßnahmen bei ähnlichen Anlagen mit industriellen Haltungsmethoden und unmittelbar benachbarten Güllespeichern, Gasspeichern und Biogasanlagen zu treffen. Geschehen ist bisher fast nichts.

Erst nach fast drei Jahren wurde vom Land ein Entwurf für eine Richtlinie zum Brandschutz in Tierhaltungsanlagen vorlegt. Der BUND hat diesen Entwurf in seiner Stellungnahme jedoch scharf kritisiert, weil er in wesentlichen Eckpunkten noch hinter den bisherigen Vorgaben zurückbleibt. Konkrete Maximalgrößen von Brandabschnitten werden im Richtlinienentwurf gar nicht mehr benannt. Für tragende Konstruktionsteile des Gebäudes ist lediglich die Feuerwiderstandsfähigkeit „feuerhemmend“ (FS30) vorgesehen. Das bedeutet, dass tragende Wände und Stützen einem Feuer nur über 30 Minuten standhalten müssen und nach 30 Minuten ihre gewährleistete Statik verlieren können. Ein Zeitraum von 30 Minuten ist jedoch in der Regel viel zu kurz bemessen, um eine Rettung der Tiere überhaupt zu ermöglichen.

Auch nach dem Brand in Alt Tellin wurden weitere große Stallanlagen wie die Schweinemastanlage für mehr als 20.000 Tiere in Suckwitz bei Krakow am See genehmigt. Laut BUND sind die vorgelegten Brandschutzkonzepte ähnlich unzureichend wie in Alt Tellin. Auch bei anderen bestehenden Stallanlagen haben die Gebäude laut BUND aufgrund der Bauklasse einen Feuerwiderstand von weniger als 30 Minuten und Brandabschnitte sind deutlich größer als zulässig genehmigt worden. Eine Tierrettung ist damit so gut wie ausgeschlossen. Der BUND hatte dazu 2022 gemeinsam mit dem Deutschen Tierschutzbund und Greenpeace ein Gutachten vorgelegt.

Fazit: Die Katastrophe von Alt Tellin ist überall und kann bislang immer wieder passieren:

Erst vor wenigen Tagen, am 12.April 2024 brannte eine weitere Megastallanlage desselben Betreibers (LFD) in Binde, Sachsen-Anhalt, tausende Tiere kamen qualvoll um. Auch in Mecklenburg-Vorpommern betreibt die LFD zwei weitere gigantische Schweinezuchtanlagen in Medow bei Anklam und in Fahrbinde bei Schwerin.

Mehr unter:https://www.bund-mecklenburg-vorpommern.de/themen/landwirtschaft/gegen-massentierhaltung/schweinzuchtanlage-alt-tellin/

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