BUND Landesverband
Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Die Heide

Die Gesichter der Heide

Nur an der Küste können sich Heiden auf natürliche Art und Weise entwickeln. Ansonsten entsteht eine Heide durch Menschenhand. Auf einem sandigen, nährstoffarmen Untergrund entwickelten sich verschiedene Heidelandschaften durch menschliche Nutzung. Dazu zählen die ursprüngliche Beweidung mit Schafen und abgeschottete, militärische Übungen, was die trockenen Biotope offen, also überwiegend baumfrei hielt.

Die Heide wird je nachdem welche Pflanzengesellschaft dominiert in verschiedene Formen unterteilt. An der Ostsee kommt klimatisch bedingt überwiegend die Calluna-Zwergstrauchheide vor. Im Mai fällt der Besengister mit seinem leuchtenden Gelb auf. Im Herbst sorgt das Heidekraut (Calluna) für prächtige Farbtupfer und prägt das typische Bild, das wir von einer Heide haben. Weitere charakteristische Arten sind Englischer Ginster, Behaarter Ginster, Habichtskrautarten und Süßgräser wie Pillen-Segge, Borstgras, Rotes Straußgras, Drahtschmiele und Dreizahn.

Heute sehen Regionen, die den Namen Heide in sich tragen, oft ganz anders aus. Besuchen wir z.B. die Rostocker Heide, dann finden wir einen geschlossenen Küstenwald vor. Kiefer und Birke sind zwei Baumarten, die in einer Heide prächtig gedeihen, wenn man sie lässt. 

Truppenübungsplätze erhalten selten werdendes Biotop

Es fällt auf, dass besonders großflächige, geschützte Trockenbiotope in Mecklenburg-Vorpommern dort zu finden sind, wo militärisch genutzte Fläche, z.B. Truppenübungsplätze existieren bzw. bis vor kurzem betrieben wurden. Zu nennen wären die Ueckermünder Heide, die von der Bundeswehr noch großflächig genutzt wird, die Lübtheener Heide, die inzwischen zum Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe gehört sowie Naturschutzgebiet, FFH- und Vogelschutzgebiet ist, und Stern-Buchholz bei Schwerin, wo Munitions- und Kampfmittelberäumungen geplant sind, um die Flächen für Erneuerbare Energien zu nutzen. Durch die Befahrung mit Panzern beispielsweise, haben Bäume keine Chance zu Wäldern heranzuwachsen. Dies bietet daher Heidesträuchern und –krautgewächsen Platz zum Überleben. Zu ihnen gehören viele Pionierpflanzen, wie das Silbergras, die sich auf den sandigen, freien Flächen als erste wieder ausbreiten können. Die Heide gilt nicht als Biotop, das reich ist an vielen verschiedenen Arten, aber an gut angepassten. 

Besondere Tier- und Pflanzenwelt

Nicht selten, aber nur zu entdecken, wenn man genau hinschaut: Das Trichternetz einer Labyrinthspinne. Vermutlich hat es sich die Spinne in einem verlassenen Mauseloch bequem gemacht.

In Heidelandschaften fühlt sich der zurückkehrende, streng geschützte Wolf genauso wohl wie die seltenen Vögel Steinschmätzer, Ziegenmelker, Nördlicher Raubwürger und die hier häufig vorkommenden, nach FFH-Richtlinie geschützte Zauneidechse. Labyrinthspinnen, können in der Heide besonders gut auf Beutefang gehen. Ein trichterförmiges Netz am Eingang eines verlassenen Mauseloches, das als perfektes Versteck dient, ist eine sehr raffinierte Taktik. Krabbeln, fliegen und hüpfen in Bodennähe des Trockenbiotops doch unzählige Insekten, wie Ameisen, Heuschrecken, Wanzen, Hautflügler und Käfer herum. Daneben sind die Blütenpracht der Heidepflanzen ein Genuss für Bienen und Falter. Verschiedene Schmetterlingsarten tarnen sich gut in der Offenlandschaft einer Heide. Da die Flugzeit bei den meisten Faltern ab Juni beginnt, heißt es im Mai genau hinschauen: sind die Puppen oder ihre Kokons an den Blumen und Sträuchern zu finden? Viele Falter tragen die Heide sogar im Namen: z.B. Heide-Grünwidderchen, Kleine Heidekrauteule, Schmalflügeliger Heidekrautspanner, Heideland-Tagspanner. Das massenhafte Vorkommen an Insekten lockt auch Fledermäuse aus den angrenzenden Wäldern zum Jagen in die Offenlandschaft. An heißen Tagen können viele Schneckenhäuser an Heidekrautstengel beobachtet werden, dann nämlich wenn es den Schnecken am Boden zu trocken wird, suchen sie etwas weiter oben nach Abkühlung. Trockenheit und Wärme, das ist für Flechten und Moose wiederum kein Problem. Die besonders stickstoffempfindlichen und auf den Roten Listen stehenden Arten unter ihnen finden in den noch nährstoffarmen Heiden ein letztes Refugium. Einige Flechten (Cladonia-Arten) und das Frauenhaarmoos faszinieren durch auffällig rote Fruchtkörper. 

Geschützte Heide

Die „Zwergstrauch- und Wachholderheide“ ist ein nach Naturschutzausführungsgesetz Mecklenburg-Vorpommern geschütztes Biotop. Ihre Schutzwürdigkeit wurde auch in der EU erkannt: Der FFH-Lebensraumtyp „Europäische trockene Heiden“ steht durch die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie unter besonderem Schutz. Laut Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie ist dieser FFH-Lebensraumtyp als Haarginster-Heidekrautheide und als Drahtschmielen-Heiderasen in Mecklenburg-Vorpommern verbreitet. 

BUND-Tipp: Auf der Suche nach der ursprünglichen Heide im Küstenwald „Rostocker Heide“

Rundblättriger Sonnentau wächst in der feuchten Glockenheide in der Rostocker Heide. Foto: Jörg Schmiedel.

Der BUND Rostock e.V. hat im März 2008 eine Patenschaft für einen Teil der Rostocker Heide (ehemalige Militärfläche und Fläche innerhalb der Stadtgrenzen Rostocks) übernommen. Die Patenschaftsfläche ist Bestandteil der ca. 12.000 ha umfassenden Rostocker Heide, dem größten Waldgebiet im deutschen Küstenraum. Die direkt an der Ostseeküste, nahe der Hansestadt Rostock gelegene Patenschaftsfläche ist eines der landschaftlich vielfältigsten Gebiete in Mecklenburg. Wasserüberstaute Bruchwälder wechseln mit trockenen Kiefernbeständen ab, dazwischen stocken Buchen-, Eichen- und Birkenmischwälder. Außerdem beherbergt das Gebiet viele weitere wertvolle Biotope wie Moore, Röhrichte und Salzwasserwiesen. Hier brüten Kraniche und zur passenden Zeit sind Orchideen zu bewundern.

Doch wo ist die ursprüngliche Heide? Sie gedeiht mosaikartig auf nährstoffarmen Böden, in den Dünentälern, feuchten Senken und dem noch vom atlantischen Klima beeinflussten küstennahen Hinterland. Feuchte Heiden mit Glockenheide und Sparriger Binse, Sonnentau und Pfeifengras bereichern hier die Landschaft. Ausschließlich im Bereich der Ostseeküste gedeihen Krähenbeeren-Glockenheiden. An trockeneren Standorten sind dagegen Haarginster-Heidekrautheiden und Drahtschmielen-Heiderasen zu entdecken. Weiße, gelbe und rosa Blüten schmücken die Landschaft. So spazieren wir durch Heide und doch durch Wald, wenn wir die Rostocker Heide besuchen. 

Gefahr für die offene Heide und seltene Arten

Ohne Pflege wird die offene Heide z.B. durch Kiefern verdrängt.

Die offenen Heidelandschaften sind bedroht, sobald die bisherige Nutzung ausbleibt. Die auf die Heide spezialisierten Arten werden dadurch immer seltener. Die Ausbreitung von Gehölzen und Gräsern führt zum Rückgang offener Sandstellen und zur Ausbreitung von Wäldern. Besonders Stickstoffeinträge aus der Luft, die vor allem auf die intensive landwirtschaftliche Nutzung in der Umgebung zurückzuführen sind, verstärken die Ausbreitung konkurrenzkräftiger, stickstoffliebender Pflanzenarten. Gezielte Aufforstungen ehemaliger, militärisch genutzter Flächen, Umbruch oder Graseinsaat durch landwirtschaftliche Nutzung, Ablagerung von Materialien, Versiegelung, Verbauung sowie auch eine intensive Freizeitnutzung stellen weitere Gefährdungsursachen dar. 

Ohne Pflege keine Heide

Offenland muss durch Pflegemaßnahmen und Nutzung offen gehalten werden, z.B. durch Beweidung mit Schafen oder Mahd. Dadurch werden Nährstoffe ausgetragen. In der Landschaftspflege wird empfohlen, Gebüsche teilweise zu entfernen. Eine Pufferzone in Form eines nicht gedüngten, 10 m bis 20 m breiten Grünstreifens am Rand der Heide sorgt dafür, dass weniger Nährstoffe eingetragen werden. Ohne die Maßnahmen entstehen Wälder, denn nach 15 bis 20 Jahren nimmt der Gehölzbestand durch natürliche Sukzession in Zwergstrauchheiden zu. Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft beschleunigen diesen Prozess. Viele Heidelandschaften sind heute Kiefernforste. 

Fotos (falls nicht anders benannt): Janine Wilken

Weitere Informationen im Internet:

Literatur:

  • Bergstedt, J.: Biotopschutz in der Praxis – Grundlagen, Planung, Handlungsmöglichkeiten. 1. Auflage, WILEY-VCH Verlag, Weinheim, 2011.
  • Fünfstück, H-J., Ebert, A., Weiß, I.: Taschenlexikon der Vögel Deutschlands. Ein kompetenter Begleiter durch die heimische Vogelwelt. Quelle und Meyer Verlag, Wiebelsheim, 2010.
  • Gesetz des Landes Mecklenburg-Vorpommern zur Ausführung des Bundesnaturschutzgesetzes (Naturschutzausführungsgesetz - NatSchAG M-V), vom 23. Februar 2010, zuletzt geändert durch Artikel 14 des Gesetzes vom 12. Juli 2010 (GVOBl. M-V S. 383, 395).
  • Hutter, C.-P. (Hrsg.), Knapp, H.-D., Wolf, R.: Dünen, Heiden, Felsen und andere Trockenbiotope – Biotope erkennen, bestimmen und schützen. Weitbrecht-Verlag, Stuttgart, Wien, 1994. 

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