BUND Landesverband
Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Der Baum

Internationaler Tag des Baumes am 25.04.

Diese Eiche auf einem Acker ist ein geschütztes Naturdenkmal.

Am 25.04. ist der internationale Tag des Baumes. In diesem Zusammenhang hat die "Baum des Jahres Stiftung" den Feld-Ahorn zum Baum des Jahres 2015 gekürt. Aus gegebenen Anlass stellt der BUND Landesverband Mecklenburg-Vorpommern den Baum an sich als Biotop des Monats vor, denn solitär stehende, majestätisch anmutende, alte Bäume sind inselartige Zufluchtsräume verschiedenster Tiere auf ausgeräumten, landwirtschaftlich genutzten Flächen.  

Sind auch Bäume auf Privatgrundstücken geschützt?

Nach dem Naturschutzausführungsgesetz Mecklenburg-Vorpommerns sind generell Bäume mit einem Stammumfang ab 100 cm (in 1,30 m Höhe) gesetzlich geschützt (§ 18). Dabei gibt es nur wenige Ausnahmen, die z.B. Obstbäume und Pappeln in Siedlungen betreffen. Darüber hinaus können weitere Bäume, auch mit geringerem Stammumfang von den Gemeinden in Baumschutzsatzungen benannt werden. Des Weiteren sind Bäume in Alleen und einseitigen Baumreihen besonders geschützt (§ 19) sowie als Bestandteil von gesetzlich geschützten Biotopen (§ 20) wie naturnahen Feldgehölzen oder naturnahen Feldhecken (Bäume als sogenannte Überhälter). Sollen geschützte Bäume gefällt werden, muss dafür ein Ausnahmeantrag bei der unteren Naturschutzbehörde gestellt werden. Dies gilt auch für ältere Eichen, Ulmen, Platanen, Linden, Buchen, Walnuss und Esskastanien auf Privatgrundstücken.

Leider wird es allzu oft vergessen: der gesetzliche Baum- und Alleenschutz gilt auch im Wurzelbereich. Werden mehr als 40 % der Wurzeln abgeschnitten bzw. beschädigt, z.B. bei Bauarbeiten, entsteht ein Totalschaden an dem Baum.

Der Baum als Etagenhotel

Ob Baumstamm, Baumkrone, Wurzelwerk, Rinde, Totholz oder Baumhöhle – der Baum kann als ein Hotel mit mehreren Etagen für unterschiedlichste Tierarten betrachtet werden. Bäume bieten vielen Brutvogelarten geeignete Brutplätze, auch Bodenbrütern. Die Bäume sind Ansitzwarte zum Ausruhen, zum Kommunizieren oder während der Nahrungssuche, z.B. für Grauschnäpper, Neuntöter und Ortolan, ein in Deutschland stark gefährdeter Bodenbrüter. Der Baum selbst bietet den Vögeln vielfältige Nahrung. So meißeln sich z.B. Buntspecht und Kleiber aus der Borke proteinreiche Insekten heraus. Dazu ist bei beiden der Schnabel ideal spitz geformt. 

In Deutschland kommen 25 Fledermausarten vor, die alle besonders geschützte sind. Ein erheblicher Teil sind Baumfledermausarten, die Baumhöhlen als Sommer- oder Winterquartier nutzen. Vor allem Baumreihen dienen den nachtaktiven Säugetieren als Leitstruktur eine Orientierungshilfe und sind aufgrund der vielen Insekten Jagdgebiet. Typische Baumhöhlenbewohner sind der Große Abendsegler, die Bechsteinfledermaus und das Braune Langohr.

Es mag seltsam klingen, doch sind für die Arten der so genannten „Totholzfauna“ gerade die lebenden Altbäume und Baumveteranen mit all ihren Strukturen wie abgestorbenen Ästen, Pilzbesatz und Höhlenbildungen die wertvollsten Lebensräume überhaupt. Hier findet z.B. der seltene Eremit, ein Holzmulm bewohnender Käfer, ideale Lebensbedingungen und verlässt seinen Brutbaum oft ein ganzes Leben lang nicht. Der Eremit ist ein unauffällig lebendes Insekt und eine europaweit streng geschützte Art der FFH-Richtlinie. 

Lebensraum für Pflanzen, Flechte, Algen und Mikroorganismen

Nicht nur Tieren bietet der Baum eine Fläche zum Leben. Im Geäst finden sich manchmal kugelförmige, fremdartige Gebilde. Das sind Misteln, die als sogenannte Halbschmarotzer auf den Bäumen leben und erst über den Baum an Wasser und Nährstoffe gelangen, aber mit ihren grünen Blättern selbstständig Photosynthese betreiben. An der Rinde finden sich teilweise mikroskopisch kleine Lebensformen, die mit und von dem Baum leben. Es sind neben gut sichtbaren Flechten und Moosen auch Bakterien und Pilze. Besonders unter der Erde an den Wurzeln existieren für den Baum nützliche Lebensgemeinschaften aus Mikroorganismen. Flechten, Moose und Pilze sorgen oft für eine skurrile, farbenfrohe „Bekleidung“ der Bäume. Genaues Hinschauen lohnt sich.

Und was kann der Baum sonst noch?

Bäume sind nicht nur Lebensraum für eine erstaunlich hohe Artenvielfalt und Bindeglied zwischen Biotopen. Sie sind auch wichtige Verbündete im Kampf gegen den Klimawandel. Diese Gehölze speichern Kohlenstoffdioxid und filtern Feinstäube. Ihr Blattwerk spendet uns kühlen Schatten und produziert den für uns lebenswichtigen Sauerstoff. Bäume bieten typische Landschaftserlebnisse und können auf uns inspirierend wirken oder unser Gemüt erheitern, denn sie sind nicht nur Natur- sondern auch Kulturgut.

BUND-Tipp: Bewusst den Baum entdecken

Nutzen Sie den sonnigen Frühlingstag für einen Spaziergang und bewundern Sie bewusst die Bäume in ihrer Frühjahrsblüte und als vielfältigen Lebensraum. Es gibt immer etwas Neues zu entdecken. Wie viele verschiedene Vogelgesänge können Sie unterscheiden? Welche Insekten besuchen die Baumblüten? Finden Sie den Specht oder den Kleiber, den Sie fleißig klopfen hören? Sind im Stamm kleine Löcher, die durch Insekten entstanden sind? Hat der Baum eine Höhle, in der Fledermäuse oder der Eremit wohnen könnten? Wie viele unterschiedliche Flechtenarten entdecken Sie auf dem Baumstamm? Bis wohin strecken sich wohl die Wurzeln des Baumes aus?

Das macht den Baum zu schaffen

Mit der enorm gestiegenen Motorisierung der Bevölkerung und vor allem der Zunahme des Lkw-Verkehrs ist das (Über-)Leben insbesondere der straßenbegleitenden Bäume um ein Vielfaches schwerer geworden. Dazu trugen und trägt z.B. der Ausbau der Straßen, Straßenverbreiterungen und Kurvenbegradigungen bei. Hinzu kam der notwendig gewordene Schnitt des Lichtraumprofils, d.h. das Absägen starker Äste. Falsch ausgeführte Baumpflegemaßnahmen sorgen für zusätzliche Schäden. Das Verlegen von zahllosen Kabeln und Leitungen führt auch heute noch zu nicht wieder gut zu machenden Schädigungen im Wurzelbereich der Bäume. Obwohl ein Baum als lebender Organismus einige Schäden verkraften kann, nimmt das Auftausalz im Winter vielen Bäumen selbst diese Chance. Nicht mehr in der Lage, Nährstoffe und Wasser aufzunehmen, verlieren sie die Kraft, sich gegen die Schädigungen zu wehren.

Es gibt häufig Konflikte zwischen der stark technisierten Landwirtschaft und den Alleebäumen oder den Einzelbäumen auf Äckern. Der Abstand zwischen den Bäumen und der bearbeiteten Ackerfläche ist oft viel zu gering, was Schäden an Stamm, Wurzel und Baumkrone zur Folge hat. Eintrittspforten für baumschädigende Pilze, Bakterien und Viren entstehen. Auch das Ausbringen von Dünger und Herbiziden in der unmittelbaren Nähe von Bäumen wirkt schädigend.

Zum Schutz der Bäume sollte der Abstand zur bewirtschafteten Ackerfläche deutlich durch Eichenspaltpfähle, Gräben oder Feldsteine abgegrenzt werden.

     

Fotos (falls nicht anders benannt): Janine Wilken

Weitere Informationen im Internet:

Literatur:

  • Bergstedt, J.: Biotopschutz in der Praxis – Grundlagen, Planung, Handlungsmöglichkeiten. 1. Auflage, WILEY-VCH Verlag, Weinheim, 2011.
  • Böhlmann, D.: Gehölzbiologie – warum Bäume nicht in den Himmel wachsen. 2., korrigierte Auflage, Quelle & Meyer, Wiebelsheim, 2013.
  • Fünfstück, H-J., Ebert, A., Weiß, I.: Taschenlexikon der Vögel Deutschlands. Ein kompetenter Begleiter durch die heimische Vogelwelt. Quelle und Meyer Verlag, Wiebelsheim, 2010.
  • Gesetz des Landes Mecklenburg-Vorpommern zur Ausführung des Bundesnaturschutzgesetzes (Naturschutzausführungsgesetz - NatSchAG M-V), vom 23. Februar 2010, zuletzt geändert durch Artikel 14 des Gesetzes vom 12. Juli 2010 (GVOBl. M-V S. 383, 395).
  • Lüder, R.: Bäume bestimmen – Knospen, Blüten, Blätter, Früchte; der Naturführer für alle Jahreszeiten. 1. Auflage, Haupt Verlag, Bern, 2013.
  • Matyssek, R., Fromm, J., Rennenberg, H., Roloff, A.: Biologie der Bäume – von der Zelle zur globalen Ebene. Ulmer Verlag, Stuttgart, 2010.
  • Roloff, A.: Bäume in der Stadt – Besonderheiten, Funktion, Nutzen, Arten, Risiken. Ulmer Stuttgart (Hohenheim), 2013. 

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