BUND Landesverband
Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Bitte nicht schießen!

Junge Kegelrobbe im Lanugofell  (Wolf Wichmann)

Die Kegelrobben kehren endlich zurück! Im Jahr 2018 wurden erstmalig Geburten der geschützten Meeressäuger an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns nachgwiesen; nach ihrer Ausrottung hier in den 1920er-Jahren. Zur Heringslaichzeit waren im April 2018 zum ersten Mal seit vielen Jahrzehnten rund 300 Tiere gleichzeitig im Bereich der Untiefe Großer Stubber im östlichen Greifswalder Bodden zu beobachten.

Kegelrobben sind opportunistische Jäger

Kegelrobben fressen alles, was gerade leicht zu haben ist. Zur Heringslaichzeit ziehen sie von der offenen Ostsee den Heringsschwärmen hinterher an die Küsten, weshalb sie dann auch vermehrt im Greifswalder Bodden vorkommen und dort ein attraktives Nahrungsgebiet finden. Rund 80 Tiere halten sich ständig in der Gegend auf. Die Population in der südlichen Ostsee wächst. Der Greifswalder Bodden ist das wichtigste Heringslaichgebiete an der deutschen Ostseeküste und damit gleichzeitig auch Haupt-Heringsfischereigebiet. Das führt zu Konflikten. Die Fischerei fürchtet die Konkurrenz und einzelne Fischer fordern immer wieder Abschüsse. Einige der schlauen Meeressäuger bedienen sich an den Fängen und richten manchmal Schäden am Fanggerät an. Die Rückkehr der Kegelrobben wäre eigentlich ein Grund zum Jubeln, droht aber immer wieder zu einer Schlacht von entgegengesetzten Interessen zu werden.

Widerstreit zwischen wirtschaftlichen Interessen und Naturschutz

Eskalierend wirkte, dass auf dem Fischereitag Mitte Juni 2018 von Seiten des Landwirtschaftsministeriums Obergrenzen und damit Robbenabschüsse in Aussicht gestellt wurden. Diese sogenannte „Entnahme“, ist aber schwerlich rechtlich begründbar und widerspricht geltendem Naturschutzrecht. Die Umweltverbände treten solchen Ankündigungen und Plänen mit aller Kraft entgegen, so lange der Zustand der Kegelrobbenpopulation in der südlichen und westlichen Ostsee nicht gut ist! Es dürfte außerdem schwer fallen, wem auch immer, diesen Abschussauftrag zu erteilen, denn die Wasserflächen sind nicht im ursprünglichen Sinne Jagdgebiete. Wer sollte dort in den flachen Gewässern Robben schießen? Erschießen von Robben war das Gedankengut von vor 100 Jahren an unserer Küste und kann unmöglich in heutiger Zeit eine Lösung sein!

Gemeinsam für Ausgleich und Alternativlösungen

Das eigentliche Problem ist die schlechte wirtschaftliche Lage der Fischerei und der sich weiter verschärfende schlechte Zustand fischereilich wichtiger Fischbestände, der Brotfische Hering und Dorsch. BUND, WWF und NABU hatten sich vor diesem Hintergrund gemeinsam mit der Fischerei, Naturschutzbehörden, der Wissenschaft und Fischereibehörden auf Eckpunkte für einen Robbenmanagementplan verständigt und dem Umweltministerium übersandt. Es wurde ein Fachbeirat Konfliktmangement Fischerei-Kegelrobbe gegründet. Alle Seiten zogen an einem Strang, damit die Verluste und Schäden durch Robben für die Fischer aus EU-Fischereifondsmitteln ausgeglichen werden können. Es wird an Fanggeräten geforscht, die den Beifang von Robben unterbinden, aber auch Fraßverluste verhindern. Es ist höchste Zeit, dass ein umfassender Robbenplan in Angriff genommen wird. Erste Gespräche dazu verliefen zäh, aber wir sind auf dem Weg.

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