BUND Landesverband
Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Rückkehr einer bedrohten Art

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten bis zu 100.000 Kegelrobben in der gesamten Ostsee. Die Kegelrobbenbestände wurden aufgrund systematischer Bejagung dezimiert, verschiedener Umweltgifte (PCBs, DDTs) und baulicher Erschließung der Küste (Habitatverlust) setzten ihnen weiter zu.  In Deutschland wurde bereits 1920 das letzte Tier erlegt. Danach galten sie hierzulande als ausgestorben. Ostseeweit gab es in den 1980er Jahre noch knapp 3.000 Individuen. Die Ostsee-Kegelrobbe stand kurz vor dem Aussterben.  

Internationale Schutzmaßnahmen inklusive Jagdverbot am 1988 sorgten für die Erholung der Kegelrobbenbestände über die Zeit. Seit Anfang der 2000er sind Kegelrobben wieder regelmäßig an der deutschen Ostseeküste anzutreffen. Inzwischen halten sich an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns ständig über 100 Tiere auf. Die ersten Geburten wurden 2018 nachgewiesen.

Mittlerweile leben rund 40.000 Kegelrobben in der gesamten Ostsee, unter heutigen Verhältnissen könnte damit das Maximum erreicht sein. Das Gros ist in der zentralen und nördlichen Ostsee zu finden. Dort stagnieren die Zahlen, während sie in der südlichen Ostsee steigen. Die Erfassung der Zahlen erfolgt durch Land- und Flugzählungen einer Expertengruppe für marine Säugetiere der Vereinigung HELCOM (Helsinki-Kommission). Dieser gehören auch Forschende des Deutschen Meeresmuseums (DMM) in Stralsund an. Im März 2020 fanden erstmals an der Küste von MV Flugzählungen statt. 

Lebenszyklus

Die Ostseekegelrobbe ist eine eigene Unterart. Von Februar bis April ist in der Ostsee Wurfzeit. Jungtiere werden mit dem schneeweißen Embryonalfell, dem Lanugofell, geboren. Die Tiere können schwimmen, aber das Lanugofell ist für den Wärmeschutz an Land vorgesehen, im Wasser wird es nass und schwer. Die Kleinen können von den Müttern Stunden bis Tage alleine gelassen werden, wenn sie auf der Jagd sind. Menschen sollten sich fernhalten, um die Tiere nicht zu beunruhigen oder gar die Mütter von der Rückkehr zu ihrem Nachwuchs abzuhalten.

Nach der Säugezeit von 2-3 Wochen, in der die Kleinen rund 2 kg am Tag zulegen, kommt nach und nach das Erwachsenenfell zum Vorschein, beginnend an Schnauze und Flossen. Das ist wasserabweisend und die dicke Fettschicht schützt zusätzlich vor dem Auskühlen im Wasser. Die Jungtiere lernen jetzt weitgehend selbstständig das Jagen im Wasser.

Ausgewachsene Bullen können ein Gewicht von über 300 kg und eine Länge von 250 cm erreichen - Weibchen bleiben mit 190 cm und 190 kg etwas kleiner und leichter, Kegelrobben sind somit die größten Raubtiere Deutschlands. Sie ernähren sich vorzugsweise von heimischen Fischarten, vor allem von Hering und Plötze. Sie können 100 km am Tag schwimmend zurücklegen. An Land können sie überraschend schnell werden. Wenn sie sich bedrängt fühlen, können sie zubeißen und lebensgefährliche Infektionen auslösen. Sie sind sehr wendig. Auch das ein Grund, Abstand zu halten.

Neben Kegelrobben kommen Seehunde und Ringelrobben in der Ostsee vor. Letztere sind an unserer Küste nur seltene Gäste, sie sind in arktischen Gefilden zu Hause und bringen ihre Jungen auf Eis zur Welt. Seehunde sind eher im Westen und Süden der Ostsee verbreitet, bleiben aber eher unter der Küste und finden sich nicht mehr in der zentralen und nördlichen Ostsee.

 

Ein Kurzfilmbeitrag, der in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Meeresmuseum Stralsund für die Nationalpark-Ausstellung in Waase auf Ummanz für das Projekt Schatz an der Küste erstellt wurde, klärt über die Ostseekegelrobbe und den Umgang mit ihr auf:

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