BUND Landesverband
Mecklenburg-Vorpommern e.V.
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Neuendorfer Wiek auf Rügen

Lehrpfad statt Kiesabbau

Nach über einem Jahrzehnt erfolgreicher Auseinandersetzung um den Kiestagebau im Naturschutzgebiet Neuendorfer Wiek auf Rügen wurde im artenreichen Gebiet 2013 durch den BUND ein Naturlehrpfad eröffnet. In der Auseinandersetzung sind die Flächen vielfach kartiert und untersucht worden.

Langer Atem zahlt sich aus

In einem Brennpunkt der Artenvielfalt an Rügens Boddenküste, unter Schutz gestellt durch Landes- und europäisches Recht, sollte auf einer Fläche von 29 Hektar über 22 Jahre industriell Kies geschürft werden. Die Folgen wären fatal gewesen, denn das betroffene Gebiet bildet mit seinem Mosaik an natürlichen Lebensräumen vom Brackwasser, über Röhrichte, Salzgrasland und Trockenrasen, das Herzstück des Ostufers im Naturschutzgebiet Neuendorfer Wiek. Die Boddenbucht ist Rast- und Schlafgebiet für tausende Wasservögel, die in der Bucht gelegene Insel Beuchel ein bedeutendes Seevogelbrutgebiet. Obwohl der Kiesabbau 1995 aufgrund der Sensibilität des Gebietes vom Amt für Raumordnung abgewiesen wurde, wurde ein bergrechtliches Planfeststellungsverfahren eingeleitet. Der BUND war 12 Jahre mit umfangreicher Facharbeit, Gutachten, Naturschutzklage und EU-Beschwerde aktiv. Nach langen Kontroversen zeigte sich schließlich, was die Umweltschützer schon seit Beginn moniert hatten: Die aus dem Genehmigungsverfahren stammende Prognose über den Baustoffbedarf auf der Insel Rügen war falsch. Der Kies wurde nicht gebraucht. Die nunmehr fehlende wirtschaftliche Attraktivität des Abbaus veranlasste das Kiesunternehmen, sich 2011 von dem Vorhaben zurückzuziehen, so dass der BUND mit Hilfe vieler Unterstützer, darunter das Land und die Stiftung Umwelt und Naturschutz Mecklenburg-Vorpommern, sukzessive das wertvolle Areal kaufen konnte.

Wanderung zur Artenvielfalt an der Neuendorfer Wiek

Ausgangs- und Endpunkt: Ortseingang Zessin an den Informationstafeln, Landkreis Vorpommern-Rügen

Wegcharakter: unbefestigter, gut begehbarer Wald- und Wiesenweg

Besonderheit: Naturschutzgebiet „Neuendorfer Wiek mit Insel Beuchel“, in der Natura-2000-Schutzgebietskulisse, Vogelbeobachtungen in der Boddenbucht, seltene Sandmagerrasenvegetation

Beste Zeit: zur Vogelzugzeit im Frühjahr und Herbst, im Frühjahr/Frühsommer zur Hauptblütezeit der Sandmagerrasenvegetation

Dauer/Länge: ca. 2 Stunden, ca. 6 km

Die Wanderung auf dem Lehrpfad durch das FFH-Gebiet „Nordrügensche Boddenlandschaft“ und das Europäische Vogelschutzgebiet „Binnenbodden vor Rügen“, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Naturschutzgebiet, beginnt am Ortseingang von Zessin (1). Zunächst folgen wir dem hinter einer Ulmenhecke, parallel zur Straße verlaufenden Wiesenweg für ca. 200 Meter (2) und biegen daraufhin nach links in den Feldweg (3) ein, der uns zum Kiefernwäldchen führt. Auf einem gut gepflegten Waldrandweg umrunden wir das Wäldchen (4), welches durch Neupflanzungen standortheimischer Arten zu einem artenreichen Mischwald umgewandelt wird. Auf der dem Bodden zugewandten Seite des Waldes (5), welche wir bald erreichen, erstreckt sich ein Sandmagerrasen mit Silbergrasflur, auf dem im Laufe der Kartierungen um das vereitelte Kiesbergwerk mehr als 24 Rote-Liste-Arten, wie das Deutsche und das Ackerfilzkraut, nachgewiesen wurden. Wir passieren zwei Schutzhütten, die Gelegenheit zur störungsfreien Beobachtung der Vogelwelt auf dem Bodden und der Seevogelschutzinsel Beuchel bieten. Der Naturlehrpfad soll die Hintergründe zum Gebiet mit den unterschiedlichen Nutzungsansprüchen und die Bedeutung der intakten Lebensräume für den Erhalt der Arten bis zur hart erkämpften Übertragung an den Naturschutz vermitteln. Der Naturerlebnisverein Rügen bietet fachlich geführte Wanderungen im Gebiet an.

 

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