Die Bilanz ist beeindruckend: Seit dem Projektstart Ende 2020 wurden rund 500.000 Quadratmeter Fläche (entspricht ca. 70 Fußballfeldern) durch Ankauf und langjährige Pacht gesichert. Auf 850.000 Quadratmetern Fläche (entspricht ca. 120 Fußballfeldern) wurden Maßnahmen zum Arten-, Klima- und Biotopschutz umgesetzt. Dazu zählen die Anlage von Brutinseln für den gefährdeten Kiebitz, die Wiedervernässung von Feuchtwiesen und Mooren – Lebensraum der extrem seltenen Waldbirkenmaus –, die Reaktivierung naturnaher Teiche für den Fadenmolch oder die Offenhaltung artenreicher Bergwiesen und -weiden für Arnika und andere Pflanzen. Einige der Maßnahmen werden in Kooperation des Naturschutzes mit Landwirtschaft und Gemeinden umgesetzt. Dies gilt insbesondere für den innovativen Anbau des „Veitshöchheimer Hanfmix“, einer Mischung blühender Energiepflanzen anstelle von monotonen Maisflächen mit positiven Auswirkungen auf die Insektenvielfalt.
Die Projektarbeit in den bundesweit fünf Vernetzungsgebieten von der Norddeutschen Tiefebene bis in den Bayerischen Wald zeigt, wie Naturschutzarbeit und beispielhafte Kooperationen dazu beitragen, den einzigartigen Lebensraumverbund des Grünen Bandes entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs zu sichern und durch ökologische Verbundachsen und Trittsteine in die Landschaft zu erweitern.
„Grenzen trennen, Natur verbindet“: Die grenzübergreifende Zusammenarbeit zwischen Bundesländern aber auch mit Naturschützerinnen und Naturschützern aus Tschechien ist einer der Kernaspekte des Projektes. Prof. Hubert Weiger, Beauftragter des BUND für das Grüne Band: “Nur gemeinsam können wir uns dem menschengemachten Artensterben und den verheerenden Folgen des Klimawandels entgegenstellen. Hier nehmen wir auch die staatlichen Stellen in die Pflicht, die sich mit Hochdruck darum kümmern müssen, dass das Hauptziel der EU-Biodiversitätsstrategie eingehalten wird. Das bedeutet, dass bis 2030 mindestens 30 Prozent der Landfläche in den EU-Mitgliedstaaten als Schutzgebiete auszuweisen sind. Ein durchgängiger Schutz des gesamten deutschen Grünen Bandes als Nationales Naturmonument sowie weitere Schutzmaßnahmen aller Anrainerländer für das einmalige Natur- und Kulturerbe sind notwendige und wichtige Schritte. Aufgrund seiner herausragenden geschichtlichen und naturschutzfachlichen Bedeutung setzen wir uns nachdrücklich dafür ein, dass das Grüne Band auf die deutsche Vorschlagsliste für UNESCO-Welterbestätten kommt.“
Dr. Volker Scherfose, Bundesamt für Naturschutz: „Mit der Auszeichnung des Projektes im Rahmen der UN-Dekade würdigen wir das große Engagement für die Wiederherstellung verschiedenster Lebensraumtypen: Die Renaturierung von Grünland, Feuchtgrünland und Moorflächen trägt erheblich zum natürlichen Klimaschutz bei und fördert gleichzeitig die biologische Vielfalt. Die Herstellung neuer Biotope und deren Vernetzung sind weitere wichtige Maßnahmen, um dem Artenrückgang zu begegnen.“
Das nördlichste Vernetzungsgebiet umfasst die Niederung der Delvenau, die die Landesgrenze zwischen Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern darstellt und in die Elbe mündet. Es handelt sich ursprünglich um ein Niedermoorgebiet in einer eiszeitlichen Schmelzwasserrinne, das heute durch ausgedehntes Grünland, aber auch durch Seen in ehemaligen Kies- und Sandgruben mit zum Teil urwaldartigen Sukzessionsgehölzen, gekennzeichnet ist.
Um die Niederung zu entwässern, wurde der Flusslauf in den Sechziger Jahren zerstückelt und von einem früheren Nebenfluss, der Riedebek, abgetrennt. Dieser bildet die Fortsetzung der Landesgrenze. Seitdem ist die Wasserführung der jetztigen Unteren Delvenau stark eingeschränkt. Dennoch haben sich dort seltene Fischarten erhalten, insbesondere Schlammpeitzger und Steinbeisser. Auch Biber und Fischotter fühlen sich hier wohl, ebenso wie Kraniche und Libellen.
Ziel des Projektes ist es, die heute isolierten Flussteile wieder zusammenzuführen, so dass ein durchgehendes Flusssystem entsteht. Dies ermöglicht den heute versprengten Fischpopulationen wieder Wanderungen und Austausch. Gleichzeitig soll damit auf eine für den Klimaschutz unverzichtbare Wiedervernässung der ehemaligen Niedermoorflächen hingearbeitet werden. Ebenso ist angestrebt, die heute völlig verbaute Mündung der Delvenau durch eine im Zuge eines moderneren Hochwasserschutzkonzeptes mögliche Verlegung natürlicher zu gestalten.
Für Rückfragen:
Dr. Liana Geidezis, Leiterin BUND Fachbereich Grünes Band, mobil am 29.9.: 0151-50443754
gruenesband(at)bund-naturschutz.de, www.gruenesband.info
Diese Pressemitteilung, weitere Informationen zum Projekt und umfangreiches Bildmaterial finden Sie auf: https://www.bund.net/gruenes-band/quervernetzung/
Weitere Informationen zur internationalen UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen (2021-2030) https://www.undekade-restoration.de/die-un-dekade/
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