BUND Landesverband
Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Kompromiss für den Wald

13. März 2024

Verbändebündnis begrüßt Beschluss zur Änderung des Landesjagdgesetzes als Kompromiss / Wolf im Jagdrecht ist keine Lösung

Die im Aktionsbündnis Wald zusammengeschlossenen elf Naturschutz-, Waldbesitzer-, Forst- und Jagdverbände begrüßen die heute beschlossene Änderung des Landesjagdgesetzes als Kompromiss. Kritik bleibt jedoch.

Dr. Achim Ahrendt, Vorsitzender des Waldbesitzerverbandes Mecklenburg-Vorpommern:

“Für den Wald im Klimawandel hätten wir uns mehr Konsequenz gewünscht. Dort, wo der Wald wegen der Wildschäden sich nicht mehr ohne Schutz verjüngen kann, hätten alle Altersklassen des weiblichen Rot- und Damwilds in die Mindestabschusspläne einbezogen werden müssen. Diese Regelung wird erfolgreich im Nachbarland Brandenburg praktiziert. Wir setzen nun auf das vorgesehene Monitoring zum Nachsteuern in Mecklenburg-Vorpommern. Wenn zukunftsfähige Bäume wie Rotbuche, Stieleiche, Traubeneiche, Tanne, Douglasie, Roteiche, Gemeinen Birke und Eberesche nicht mehr natürlich nachwachsen können, bleiben uns nur Pflanzungen, die mit teuren Zäunen vor dem Verbiss geschützt werden müssen. Ein Hektar angepflanzter Wald kostet inzwischen fünfstellige Beträge. Ein Wald im Gleichgewicht von Wald und Wild würde sich kostenlos natürlich verjüngen.“

Corinna Cwielag, Landesgeschäftsführerin des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND):

„Die Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht ist ein Kotau der Landesregierung vor der Jagdlobby und populistisch. Dadurch entstehen rechtlich keinerlei andere Optionen für den Umgang mit dieser Art, als sie auch bislang gegeben waren. Für den Schutz der Weidetiere ist die Jagd auf den Wolf keine Lösung. Da die Wolfsrisse an Nutztieren zum größten Teil an ungeschützten Weidetieren erfolgen, muss es dringend Verbesserungen für einen konsequenten und bundesweit einheitlichen Herdenschutz geben. Es ist nachgewiesen, dass junge Wölfe bei ungeschützten Weidetieren lernen und so auf Nutztiere geprägt werden. Das Problem ist nicht mit den erhofften Abschussquoten im Wolfsbestand zu lösen.“

Stefan Schwill, Landesvorsitzender des NABU ergänzt: "Im Gegenteil: Der Abschuss von Wölfen, die Weidetiere meiden, wird zum Nachrücken neuer Wölfe führen, die unter Umständen Weidetiere als Nahrung betrachten. Das Problem wird damit verschärft!“

Jörg Heydorn, Vorsitzender des Ökologischen Jagdverbandes Mecklenburg-Vorpommern:

„Inkonsequent bleibt, dass weiter bleihaltige Munition beim Schrotschuss verwendet werden darf. Bleischrot vergiftet Raubtiere und Greifvögel. Es kann nicht sein, dass weiterhin Seeadler an einer Bleivergiftung sterben, nur weil Jäger Waffen im Schrank haben, mit denen sie keine bleifreie Schrotmunition verschießen wollen. Die Raubtiere fressen auch angeschossene Tiere. Die Giftkonzentration erhöht sich über die Nahrungskette nachweislich immer weiter. Das Verbot von Bleischrot muss daher überall gelten! Einige Länder der EU haben dies bereits konsequent geregelt, wie das Beispiel Dänemark zeigt. Die Schutzbemühungen für die Artenvielfalt dürfen nicht länger beeinträchtigt werden.“

 

Für Rückfragen:

Waldbesitzerverband M-V: Herr von Kempski, T. 0173 2324333

BUND: Corinna Cwielag, T. 0178 5654700

NABU: Stefan Schwill, T. 01511 8708301

Ökologischer Jagdverband M-V: Jörg Heydorn, T. 0172 3819128

 

Hintergrund Jagdrecht Brandenburg:

Brandenburg hat keinerlei Altersklassenbegrenzung für die Abschusspläne im Wald. Das Jagdrecht in Brandenburg definiert klar: Wenn zukunftsfähige Laubbäume wie Rotbuche, Stieleiche, Traubeneiche, Gemeine Birke und Eberesche nicht mehr natürlich nachwachsen können, muss das Gleichgewicht im Wald durch Mindestabschusspläne wieder hergestellt werden. Im Wortlaut:

§ 4 Abs. 1 BbgJagdDV

…Eine erhöhte Wildschadenssituation im Wald liegt in der Regel dann vor, wenn der Wildbestand eine flächige, mindestens einen Hektar große künstliche Verjüngung oder eine natürliche Verjüngung der Gemeinen Kiefer, Rotbuche, Stieleiche, Traubeneiche, Gemeinen Birke sowie Eberesche nicht zulässt und daher die gemäß der einschlägigen forstlichen Förderrichtlinie vorgesehenen Mindestpflanzenzahlen nicht erreicht werden. […]

§ 4 Abs. 6 BbgJagdDV

Bei einer erhöhten Wildschadenssituation gemäß Absatz 1 erfolgt die Bestätigung oder Festsetzung von Abschussplänen für weibliches Rot-, Dam- und Muffelwild als Mindestabschussplan.

Hintergrund Wolf

Risse an ungeschützten Weidetieren sind besonders problematisch, weil Wölfe dabei lernen, wie leicht ein Schaf oder eine Ziege auf einer Weide zu erbeuten sind. Im Alter von etwa 22 Monaten verlassen junge Wölfe ihr Elternrudel, um sich ein eigenes Revier zu suchen. Auf der Wanderung, die oft über hunderte von Kilometern quer durch Europa führt, sind sie ständig in einer neuen Umgebung und müssen erstmals alleine jagen. Die Erfahrung, wie einfach ein Schaf in einer ungeschützten Koppel zu erlegen ist, ist in dieser Lebensphase prägend. Ebenso prägend ist aber auch die schmerzhafte Erfahrung mit einem Stromschlag am Herdenschutzzaun oder die Begegnung mit einem Herdenschutzhund. Nach solchen Erlebnissen halte sich Wölfe üblicherweise ihr Leben lang von Nutztieren fern. Dass Jagd keine Lösung ist, zeigt das Beispiel Slowakei. Zwischen 2014 und 2019 wurden Wölfe nach festgelegten Quoten bejagt. Das jüngst veröffentliche Ergebnis: Die Bejagung der Wölfe führte nicht zu einer messbaren Verringerung der Nutztierrisse. 2021 wurde die Bejagung zur Regulation des Wolfsbestandes deshalb wieder eingestellt.

Hintergrund Bleimunition

Im Umfeld von 400 Metern von Gewässern gilt in Mecklenburg-Vorpommern bereits ein völliges Verbot von Bleimunition. Insofern ist die Beibehaltung im übrigen Bereich inkonsequent. Seit Februar 2023 greift zudem europaweit das Bleischrotverbot der EU in Feuchtgebieten. Die Hersteller von Schrotmunition haben längst reagiert. Mittlerweile ist eine breite Palette an bleifreier Schrotmunition erhältlich. Diese Munition besteht zumeist aus Stahl. Auch für Flinten, die keine Kennzeichnung für die Verwendbarkeit von Stahlschrot haben, ist eine Alternative mit Weicheisenschrot verfügbar.

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Redaktion:

Corinna Cwielag
Landesgeschäftsführerin

BUND Mecklenburg-Vorpommern

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