BUND Landesverband
Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Kein Wiederaufbau der Megastallanlage Alt Tellin!

28. August 2021 | BUND, Landwirtschaft, Massentierhaltung

BUND auf der Demo gegen den Wiederaufbau der Megastallanlage Alt Tellin: Megaställe überfordern Behörden / Brand in Alt Tellin wurde wissentlich in Kauf genommen

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert Politik und Behörden auf, für Megaställe wie Alt Tellin die Feuersicherheit der Stallgebäude und die Evakuierung der Tiere sicher zu stellen. Den Betreibern der Anlage Alt Tellin müsse die Genehmigung entzogen werden um einen Wiederaufbau zu verhindern. Genehmigungen für Massentierhaltungsanlagen ohne effektiven Brandschutz müssen gestoppt werden. Für neue Tierhaltungsanlagen fordert der BUND absolute Obergrenzen um Behörden und Feuerwehren nicht zu überfordern und ethisch vertretbaren Haltungsformen mit Einstreu und Auslauf einzuführen.

Der BUND hat 5 Monate nach dem Brand der Megastallanlage Alt Tellin die Überwachungsbehörden für den Brandschutz in den Landkreisen angefragt, wie die bestehenden Stallanlagen und neue Genehmigungen auf effektiven Brandschutz überprüft wurden. „Die Antworten waren ernüchternd“, sagt BUND-Landesgeschäftsführerin Corinna Cwielag.

„Es kann nach dem Brand der Megastallanlage Alt Tellin nicht nur um Überprüfung von Papieren und Löschwasserversorgung gehen. Der Brand in Alt Tellin hat gezeigt, dass die Gebäude schon nach kurzer Zeit der Brandhitze nicht standhalten konnten. Die Aufsichtsbehörden der Landkreise müssen die Einhaltung der Landesbauordnung kontrollieren. Brandschutzbehörden sind damit aber augenscheinlich überfordert. Die gesetzlich vorgeschriebene Rettung der Tiere ist mit den Kontrollen aus unserer Sicht nicht gesichert. Es wäre ein grundsätzlicher Umbau nötig. Verriegelte Buchten und Kastenstände, nach kurzer Zeit schmelzende Träger- und Dachkonstruktionen sind dann nicht mehr möglich“, so Cwielag weiter.

Der BUND sieht große Gefahren durch explosive Gase über den Güllebecken der Güllelager unter den Tieren. „Wir werfen den Betreibern der Anlage in Alt Tellin vor, den Brand der Megastallanlage wissentlich in Kauf genommen zu haben. Deshalb läuft weiterhin die Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft in Stralsund. Wir fordern, dass die Genehmigung für den Megastall Alt Tellin zurückgenommen wird“, so Corinna Cwielag. Explosionsgefahren bestehen laut BUND weiterhin im Bestand und bei Neugenehmigungen großer Schweineanlagen wie in Fahrbinde südlich von Schwerin, in Medow bei Anklam und Suckwitz bei Krakow am See oder in Passee bei Neukloster. Auch für große Geflügelanlagen wie in Fienstorf bei Rostock, wo neben der geplanten Megastallanlage für 180.000 Masthähnchen je Durchgang eine Biogasanlage mit Gasspeicher in weniger als 150 Metern Entfernung zur Wohnbebauung gebaut werden soll, lägen keine akzeptablen Brandschutzkonzepte vor. Tier könnten nicht gerettet werden. Menschen seien in Gefahr.

Hintergrund:

Am 30.03.2021 brannte die größte Schweinezuchtanlage Deutschlands in Alt Tellin, Mecklenburg-Vorpommern mit über 60.000 Tieren komplett nieder. Feuerwehren waren machtlos. Die Anlage war 2010 trotz zahlreicher Proteste, Einwände und Fachstellungnahmen für 10.458 Muttersauen mit Saugferkeln und 35.840 Jungferkel genehmigt worden. Der Bestand ist mehrfach geändert worden. Ende 2020 sind 52.537 Absatzferkel und 8865 Zuchtauen beim Veterinäramt gemeldet worden. Schon in den ersten 3 Jahres des Anlagenbetriebs sind über 100 Verstöße, unter anderem gegen Auflagen für Brandschutz, Tierschutz, Umweltschutz und Tiergesundheit sowie mehrfache Überbelegungen, dokumentiert. Aufsichtsbehörden waren überfordert, Anwohner sind seit Jahren von Gestank und Lärm betroffen. Luftschadstoffe, ausgebrachte Gülle und Gärprodukte belasten Böden, Gewässer und Grundwasser. Unzählige Schwertransporter schädigen die öffentlichen Straßen und die Lebensqualität. Beim Abbrand der Anlage wurden auch zahlreiche Kunststoffe verbrannt, ein Ascheregen ging in den Dörfern nieder. Die riesige Abgaswolke war bis Anklam sichtbar. Der BUND hatte 2012 Klage vor dem Verwaltungsgericht Greifswald eingelegt, die vom Deutschen Tierschutzbund unterstützt wird. Mit detaillierten Gutachten wurden unter anderem unbeherrschbare Brandgefahren in der Megastallanlage vorgetragen. Das Verwaltungsgericht Greifswald hatte am 15. März 2017 die Verhandlung der Klage vertragt, nachdem stundenlang ergebnislos über den unbeherrschbaren Brandschutz debattiert wurde. Obwohl Gutachter noch nach der Brandursache suchen, wird weiterhin darüber gesprochen, die Anlage wieder aufzubauen. Im Mai 2021 stellte der BUND gemeinsam mit dem Deutschen Tierschutzbund, Greenpeace Deutschland und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) Strafanzeige und Strafantrag gegen die Betreiber der Stallanlage in Alt Tellin wegen der fahrlässigen Tötung von über 56.000 Tieren und fahrlässiger Brandstiftung bei der Staatsanwaltschaft Stralsund.

Für Rückfragen und vor Ort auf der Demo:

Corinna Cwielag, BUND M-V: T. 0178 5654700

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