BUND Landesverband
Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Jagdpolitisches Theater in Schwerin – klare Antworten im Landtag

11. Januar 2024 | Naturschutz, Wald, Wälder

Die im Waldbündnis vertretenen 11 Naturschutz-, Wald,- Jagd- und Waldbesitzerverbände sowie der Städte- und Gemeindetag und die Forstgewerkschaft werten die Anhörung im Landtag zum Landesjagdgesetz positiv.

Den Gesetzentwurf bewerteten die in der Anhörung überwiegenden Befürworter der Gesetzesnovelle eher als einen verwaltungstechnischen Paradigmenwechsel, denn als eine Revolution der Jagd oder gar Wildgefährdung. Bewährtes wie die Hegeverpflichtung und der Tierschutz bleiben unverändert. „Entgegen einem Gesetz der beschränkenden Vorschriften ist mit dem Entwurf der Versuch gelungen, den Jägern das rechtliche Instrumentarium an die Hand zu geben, was sie gut umsetzen können und auch werden“, zeigte sich Jörg Heydorn vom Ökologischen Landverband (ÖJV) überzeugt.

Die vielen Fragen der Abgeordneten machten deutlich, dass im Parlament ein großes Interesse an einer Stärkung des Waldes besteht. In der Anhörung wurden wissensbasiert anschaulich die Wirkungen des Wildes auf die Vitalität des Waldes als entscheidender Faktor ausgemacht. „Der Wald sät, er pflanzt nicht. Damit die Saat aufgeht und die Wälder strukturreich und gemischt gedeihen, brauchen Waldbesitzer und Forstleute die Unterstützung der gesamten Jägerschaft“, beschrieb Peter Rabe vom Bund Deutscher Forstleute Mecklenburg-Vorpommern (BDF) die zentrale Intention des Gesetzes. „Das Gesetz ist ein Signal aus dem Wald und eine Bitte an die Jäger“, so Rabe.

Die hohen Wildbestände verursachen das Ausbleiben von Verjüngung und damit erhebliche finanzielle Aufwendungen, für den dann notwendigen künstlichen Waldumbau durch Pflanzungen. Die gedeihen dann überwiegend hinter teuren Zäunen, die dem Wild wiederum den Lebensraum nehmen. Kosten, die den Landeshaushalt jährlich in Millionenhöhe belasten und im Privatwald mit Fördermitteln nur sehr gegrenzt abgefangen werden. Peter Rabe vom BDF: „Dies sind Kosten, die sich jagdlich auf ein Minimum beschränken lassen, wenn ordnungsgemäß und waldbezogen in Gemeinschaft gejagt wird.“

Die im Waldbündnis beteiligten Vertreter der Naturschutz-, Wald,- Jagd- und Waldbesitzerverbände und Vereinigungen machten mit Fakten und Zahlen anschaulich deutlich, wie notwendig die Erweiterung des Handlungsspielraumes der Jägerschaft für eine Verbesserung der Waldentwicklung im Wirtschaftswald ist. So beschrieb zu Beginn Hinrich Bärwald von der ANW die Lage des Waldes und benannte die fatalen Auswirkungen des großflächigen Ausbleibens von Naturverjüngung im klimagestressten Wald. „Dauerwaldwirtschaft, aber auch alle anderen Wirtschaftsformen leben davon, dass der Wald sich vor allem auf natürliche Weise verjüngen kann. Wo zu hohe Wildbestände dies verhindern, muss dringend jagdlich gehandelt werden.“ 

Der Gesetzentwurf schafft dafür insbesondere mit der Abschaffung der Abschusspläne für Rehwild sowie der Umstellung auf Mindestabschusspläne für Rot- und Damwild grundsätzlich neue Freiheiten. Der Vertreter des Waldbesitzerbandes Hubertus von Kempski forderte die Abgeordneten dazu auf, den Jägerinnen und Jägern mehr Verantwortung zu übertragen, dafür Bürokratie abzubauen und das örtlich angemessene Jagen in solider Eigenverantwortung auszurichten. Viele Waldbesitzer und Forstleute sind selbst Jäger und wollen das Heft des Handelns in der Hand haben, um örtlich schnell und flexibel auf Wildbestände zu reagieren.

„Das Gesetz ist ein Kompromiss und ein Schritt in die richtige Richtung“, fasste auch Falk Jagszent vom BUND stellvertretend nicht nur für die anderen anerkannten Naturschutzverbände zusammen. „Auch die Naturschutzverbände hatten zugunsten dieses Entwurfes weitergehende Veränderungen etwa im Bereich des Tier- und Artenschutzes zurückgestellt,“ verwies Stefan Schwill vom NABU dem Gesetz zustimmend.

Das Schüren von Ängsten durch Szenarien wie der drohenden Ausrottung von Rot- und Damwild kam im Plenarsaal wohl nicht an. Jagd ist 2024 kein „Herrschaftswissen“ mehr. Der Agrarausschuss wird die Anhörung als Ergänzung zu den Stellungnahmen aller Verbände auswerten und sich weitergehend ein sachliches Bild machen können. Bis zum neuen Jagdjahr ist nun noch Zeit, mehr aber auch nicht.

 

Für Anfragen stehen die Unterzeichnenden der elf Verbände sehr gern zur Verfügung.

gez. Corinna Cwielag (BUND – Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, LV MV)

T. 0178 5654700

 

gez. Dr. Nina Seifert (Succow Stiftung)

gez. Hinrich Joost Bärwald (ANW - Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft)

gez. Peter Rabe (BDF Bund Deutscher Forstleute Mecklenburg-Vorpommern)

gez. Axel Stein (FV MV- Forstverein Mecklenburg-Vorpommern)

gez. Dirk Johne (IG B.A.U. - Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt)

gez. Jörg Harmuth (Kommunalwald AG Mecklenburg-Vorpommern)

gez. Stefan Schwill (NABU Naturschutzbund Mecklenburg-Vorpommern)

gez. Jörg Heydorn (ÖJV Ökologischer Jagdverband Mecklenburg-Vorpommern)

gez. Matthias Kreiner (SDW–Schutzgemeinschaft Deutscher Wald - Landesverband M-V)

gez. Dr. Achim Ahrendt (WBV – Waldbesitzerverband Mecklenburg-Vorpommern)

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