BUND Landesverband
Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Jagdgesetzentwurf beschließen - Jägerschaft stärken - Waldentwicklung fördern

09. Januar 2024 | Wald, Wälder, Tierschutz

Am Vortag der Anhörung des Agrarausschusses unterstützen die im Waldbündnis vertretenen 11 Vereine und Verbände den bereits von der Regierung beschlossenen Entwurf des neuen Landesjagdgesetzes. Der Entwurf ist das Ergebnis eines mehrjährig demokratisch geführten Prozesses, bei dem sich alle Interessenverbände erfolgreich einbringen konnten. Dieser hatte auch im Jagdbeirat zum Konsens geführt. Nach Querelen im Landesjagdverband erfolgt nun ein ungewöhnlicher Protest gegen einen abgestimmten Gesetzentwurf, der den Jägerinnen und Jägern mehr Verantwortung einräumt und Bürokratie abbaut.

Angesichts der Demonstration von Jägern wird besonders deutlich, dass Neuerungen notwendig sind. Ziele und Regelungen des Gesetzes werden verkannt bzw. verdreht. In den letzten 2 Wochen sind Jägerinnen und Jäger offenkundig mit falschen Informationen und teilweise absurden Szenarien wie dem der Wildausrottung und des Bedeutungsverlustes des Landesjagdverbandes aufgebracht worden.

Das Gesetz sei „wildfeindlich“ und „das Ende der Eigenverantwortung“. Das Gegenteil ist der Fall: Der Gesetzentwurf ist eine zeitgemäße Verbesserung der Handlungsmöglichkeiten der Jägerschaft. Es stärkt eine Jagd, die den Lebensraum und das Wild im Fokus hat. Insbesondere die Umstellung der Abschlussplanung beim Rot- und Damwild auf optionale Mindestabschusspläne versetzt die Jägerschaft unbürokratisch in die Lage, die Jagd an der Wilddichte und an den Belangen des Waldes auszurichten. Die Hegeverpflichtung, der Tier- und Artenschutz bleiben als Gebote selbstverständlich erhalten.

Bei einigen Neuerungen steht zurecht der Wald im Fokus: Mit Blick auf die dringend notwendige Förderung der natürlichen Waldentwicklung insbesondere seiner spontanen Naturverjüngung sowie seines aktiven klimaangepassten Umbaus ist das Gesetz erstmals auch konkret auf dieses wichtige Ökosystem ausgerichtet. Der Wald ist klimarelevanter Lebensraum und Quelle von Wertschöpfung für die menschliche Existenz.

Auf großen Teilen des Landes bleibt seit Jahrzehnten eine angemessene Verjüngung des Waldes auf Grund des Wildeinflusses aus. Sämlinge wachsen gar nicht erst auf oder werden so stark geschädigt, dass kein junger Wald nachwächst. Ein Wald ohne ausreichende Vielfalt an Baumarten und entsprechende Struktur ist gegenüber Trockenheit und Stürmen sowie biologischen Schadfaktoren stark gefährdet. Dies führt insbesondere in den oft großflächigen Monokulturen der Nadelbaumarten zu einer prekären ökologischen und wirtschaftlichen Situation. Hier ist es auch mit Blick auf die zusätzlichen Risiken durch die Symptome des Klimawandels „10 nach 12“ und die Jägerschaft stark gefordert. Dafür brauchen diese Handlungsoptionen, die der Entwurf enthält.

Wenn der Wald seiner Bedeutung als Klimaretter gerecht werden soll, muss er vor allem vital sein. Ein Waldumbau hinter Zäunen ist zwar möglich und manchmal auch nötig, aber er ist sehr teuer und nur eine beschränkte Alternative zum natürlichen Waldumbau, für den die Wildwirkung der dominante Faktor ist. Die Entscheidungssicherheit zu einer angepassten Jagdintensität wird für die Jäger durch das Wildwirkungsmonitoring unterstützt.

Die Umwelt-, Jagd-, Waldschutz- und Waldbesitzerverbände unterstützen entschieden den Gesetzentwurf der Landesregierung und sind davon überzeugt, dass sich die gesamte Jägerschaft des Landes die Neuerungen des Gesetzes verantwortungsvoll zu eigen machen wird. Auch bei der Veränderung der Jagdzeiten hatte es vor Jahren Proteste gegeben, die dann aber durch die Jagdpraxis als unbegründet widerlegt wurden.

Peter Rabe (BDF): „Mit Unverständnis nehmen wir deshalb nicht nur die Art und Weise des plötzlichen Protestes zur Kenntnis. Auch inhaltlich geht der Protest am Gesetzentwurf vor allem aber an den Interessen der Landnutzergemeinschaft und eben auch der Jäger vorbei. Vergleichbare Regelungen sind bereits in Brandenburg und Bayern erprobt und haben sich dort bewährt.“

Jörg Heydorn (ÖJV): „Wenn heute einzelne Funktionäre des Landesjagdverbandes sogar die Berner-Artenschutz-Konvention ins Feld führen, stellt sich die Frage, warum sie der eigenen Zunft nicht vertrauen, sondern Totalabschuss und Ausrottung postulieren. Die Jägerinnen und Jäger werden das Wild nicht ausrotten, sondern dort angemessen flexibel handeln, wo das Wild die Waldverjüngung verhindert oder relevante Schäden im Feld verursacht. Um nicht weniger als das geht es bei den Neuerungen im Landesjagdgesetz.“

Stefan Schwill (NABU): „Die Notwendigkeit, das Jagdrecht vor allem an den landeskulturellen Erfordernissen auszurichten, ist längst im breiten gesellschaftlichen Konsens angekommen. Die Gesellschaft braucht nicht erst heute, aber erst recht im sich abzeichnenden Klimawandel einen möglichst resilienten Wald.“ 

Corinna Cwielag (BUND): „Die Zusammenhänge zwischen den Wildbeständen, der Jagd und dem Zustand der Wälder sind kein „Herrschaftswissen“ mehr. Das praktisch notwendige Handeln ist wissenschaftlich fundiert ausgemacht und findet sich im Entwurf wieder. Auch die große Mehrheit der Jägerinnen und Jäger soll und wird sich hier im Rahmen eines die Möglichkeiten erweiternden modernen Jagdgesetzes einbringen. Wir bitten den Landtag daher, den Kabinettsbeschluss ohne Substanzverluste zu beschließen.“

 

Für Anfragen stehen die Unterzeichnenden der elf Verbände sehr gern zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

gez. Corinna Cwielag (BUND – Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, LV MV)

T. 0178 5654700

 

gez. Dr. Nina Seifert (Succow Stiftung)

gez. Hinrich Joost Bärwald (ANW - Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft)

gez. Peter Rabe (BDF Bund Deutscher Forstleute Mecklenburg-Vorpommern)

gez. Axel Stein (FV MV- Forstverein Mecklenburg-Vorpommern)

gez. Dirk Johne (IG B.A.U. - Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt)

gez. Jörg Harmuth (Kommunalwald AG Mecklenburg-Vorpommern)

gez. Stefan Schwill (NABU Naturschutzbund Mecklenburg-Vorpommern)

gez. Jörg Heydorn (ÖJV Ökologischer Jagdverband Mecklenburg-Vorpommern)

gez. Matthias Kreiner (SDW–Schutzgemeinschaft Deutscher Wald - Landesverband M-V)

gez. Dr. Achim Ahrendt (WBV – Waldbesitzerverband Mecklenburg-Vorpommern)

Zur Übersicht

BUND-Bestellkorb