BUND Landesverband
Mecklenburg-Vorpommern e.V.

BUND legt Widerspruch gegen die geplante Fällung von 12 Bäumen am Markt in Güstrow ein

13. September 2023 | Allee des Jahres, Alleen, Alleen, Baum, Naturschutz, Naturschutz

BUND: Pläne für Marktplatz Güstrow lassen Hitze und Wasserrückhalt außer Acht

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat Widerspruch gegen zwei Fällgenehmigungen des Landkreises Rostock für geschützte alte Linden- und Ahornbäume auf dem Markt in Güstrow eingelegt.

Im Zusammenhang mit der Sanierung des Marktes in Güstrow ist geplant, 12 geschützte Bäume - zwei Baumreihen mit je 5 Bäumen und zwei einzelne große Linden von 130 Jahren - zu fällen. Die gesetzlich vorgeschriebene Beteiligung der Umweltverbände wurde bei der Planung nicht berücksichtigt.

Katharina Dujesiefken, Expertin für Baum- und Alleenschutz beim BUND Mecklenburg-Vorpommern:

„Es wurde missachtet, dass es sich hier um Baumreihen handelt, die gesetzlich geschützt sind. Die Bauplanung für den Markt in Güstrow sieht möglichst viele Stellplätze für parkende Autos vor. Der Erhalt des wertvollen Altbaumbestands ist weniger prioritär behandelt worden. Aber die zunehmend stärkeren negativen Folgen der Klimaveränderung auf das Wohnumfeld müssen ab sofort bei jeder neuen Planung beachtet werden. Um unsere Lebens- und Aufenthaltsqualität in Städten zu erhalten, muss das Prinzip des vorrangigen Erhalts von Grünmasse, insbesondere von Altbäumen, Hauptanliegen sein. Eingriffsvermeidung muss Vorrang vor Ersatz haben.“

Bei einer Fällung der Baumreihen wäre außerdem ein Ersatz im Verhältnis 1:3 notwendig, so der BUND in seinem Widerspruch beim Landkreis Rostock.

Katharina Dujesiefken vom BUND: „Die Pflanzung von 15 amerikanischen Lederhülsenbäumchen (Gleditsia triacanthos ‘Scyline‘) kann nicht annähernd die Fällung von 7 großen Linden und 5 Kugel-Ahornen ausgleichen. Es braucht 100 Jahre, bis ein neuer Baum die Leistung des gefällten alten Baumes ersetzt und ein kleinkroniger Baum mit von Natur aus lichtem Blattwerk wie die Gleditsia schafft es im Vergleich zur Linde nie. Die Baumfällung wird mit dem grundhaften Ausbau und der Neuverlegung der Leitungen begründet. Aus Sicht des BUND M-V wäre die Notwendigkeit der Baumfällung zu hinterfragen und Lösungen für den Erhalt der Baumreihen und der Einzelbäume aufzuzeigen. Eine Machbarkeitsstudie oder ein Variantenvergleich ist dem BUND bei der Akteneinsicht nicht vorgelegt worden. Da bei einer grundhaften Sanierung eine Neuordnung aller Leitungspakete ökonomisch und bautechnisch sinnvoll ist, können diese Leitungspakete aus Sicht des BUND außerhalb des Wurzelbereiches angeordnet werden.“

Auch die Planung der Regenentwässerung wird vom BUND stark kritisiert. Die Planung in Güstrow sieht die Ableitung aller Abwässer als Mischwasser vor. „Die klimatischen Veränderungen mit zunehmenden Starkregenereignissen erfordern aber dringend einen Paradigmenwechsel bei der Regenwasserbehandlung. Die Versiegelung des Bodens muss nicht nur gestoppt, sie sollte an vielen Orten auch rückgängig gemacht werden. So kann auch Regenwasser besser versickern und im Boden gespeichert werden. Das kommt dem kühlenden Stadtgrün zugute und Überschwemmungen werden verhindert. Vor Ort maximal versickern muss vor Ableiten in Kanäle und Vorfluter stehen“, sagt Katharina Dujesiefken vom BUND.

Hintergrund:

Eine Baumreihe aus fünf etwa 40 Jahre alten Winterlinden befindet sich an der Nordseite der Kirche auf dem Güstrower Markt. Die östliche Baumreihe aus gesunden Kugel-Ahornen spendet durch die dichte Belaubung in den Sommermonaten Schatten. Das ist hier besonders wertvoll für die gastronomische Nutzung. An der Südfassade der Kirche befinden sich zwei sehr große, alte Winterlinden einer inzwischen nicht mehr vollständigen vorhandenen Lindenreihe. Das Alter der Bäume beträgt mit einem Stammumfang von 2,30 Meter etwa 130 Jahre. Die Linden befinden sich zwar dicht, aber nicht zu dicht an der Kirche. Alle Bäume sind vital. Werden die Gehwegplatten aufgenommen und der Bereich um die Bäume entsiegelt, kann die Vitalität aller Bäume sogar verbessert werden.

Stadtbäume sind wichtiger denn je. In vielen Städten zeigte das Thermometer auch in diesem Sommer wieder mehr als 35 Grad Celsius. Viele Menschen suchten verzweifelt nach Abkühlung. Nichts kühlt so effektiv wie ein Baum mit seiner überschirmenden Kronenfläche und Beschattung und der natürlichen Verdunstung. Durch den Verlust der Altbäume und der dann fehlenden Beschattung wird sich die Umgebungstemperatur an heißen Sommertagen um ca. 5 bis 10 Grad Celsius erhöhen und die Luft trockener und staubiger werden. Obwohl das bekannt ist und trotz jährlicher steigender Temperaturen verschwinden Jahr für Jahr viel zu viele Bäume für immer aus dem Stadtbild. Neuanpflanzungen können über Jahrzehnte nicht den vollen Umfang der positiven Effekte eines alten Baumes erreichen.

Für Rückfragen:

Katharina Dujesiefken, Expertin für Baum- und Alleenschutz beim BUND M-V: katharina.dujesiefken(at)bund-mv.de; 0172 3848542

Corinna Cwielag, Landesgeschäftsführerin BUND M-V, T. 0178 5654700

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