BUND Landesverband
Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Atommüll-Zwischenlager Lubmin: BUND fordert Auftakt zu mehr Sicherheit - bundesweit

31. Oktober 2022 | Atomkraft, BUND

Berlin. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bekräftigt anlässlich des Erörterungstermins für den Neubau des Zwischenlagers Nord (Lubmin) an diesem Dienstag die Forderung einer Neubetrachtung der deutschen Atommüll-Zwischenlagerung. Die bundesdeutschen hochradioaktiven Abfälle lagern in 16 teils hochproblematischen Zwischenlagern, die den gebotenen Sicherheitsanforderungen nicht entsprechen.  Zum ersten Mal seit über 15 Jahren gibt es nun konkrete Pläne für einen Neubau. Der BUND hat selbst im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung kritische Einwendungen eingereicht und wird vor Ort mit dem Betreiber EWN und der Bundesbehörde BASE für mehr Sicherheit debattieren.

Der BUND bemängelt, dass die bisherigen Planungen für Lubmin den notwendigen Sicherheitsanforderungen für hochradioaktive Abfälle nicht entsprechen. „Die Bundesregierung hat mit ihrer unsäglichen Debatte um Laufzeitverlängerungen Vertrauen verspielt“, erklärt Olaf Bandt, Vorsitzender des BUND. „Nun gilt es, faktenbasiert und auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse weiter an den bestehenden realen Problemen zu arbeiten, die durch die Nutzung der Atomenergie entstehen. Die bislang vorliegenden Pläne für Lubmin dürfen so nicht realisiert werden. Zudem klafft eine große zeitliche Lücke zwischen dem Auslaufen der Zwischenlagergenehmigungen und einem potentiellen tiefengeologischen und dauerhaften Atommülllager. Wir fordern vom BASE und der Bundesregierung einen soliden gesellschaftlichen Prozess, wie es mit der Zwischenlagerung weitergeht.“ In den kommenden zwei Jahrzehnten verlieren alle Zwischenlagerstandorte ihre Genehmigungen. Deshalb muss die Frage nach der Langzeitlagerung grundlegend angepackt werden.

„Die vorliegende Planung für den Neubau des Zwischenlagers Lubmin ist unzureichend.“ führt Oda Becker, Diplom-Physikerin und Expertin für Risiken von Atomanlagen, aus:  „Aktuell dominieren politische Zeitpläne die Genehmigungsdebatte, stattdessen muss Sicherheit die oberste Priorität haben. Eine risikoarme Zwischenlagerung ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Endlagersuche.“ Mängel sind aus Sicht des BUND und der Atomexpertin neben dem Fehlen einer Reparatureinheit für defekte Castoren, sowie dem unzureichenden Schutz vor Terrorangriffen auch die fehlenden Sicherheitsüberprüfung der Behälter. Becker: „In Deutschland ist zurzeit nicht vorgesehen, das Behälterinnere zu untersuchen. Insbesondere aufgrund der notwendigen langen Lagerzeit ist es aber dringend erforderlich, das Alterungsmanagement auch auf das Innere der Behälter auszudehnen. Entsprechende Untersuchungen können nur durch Öffnen von Behältern in einer ‚Heißen Zelle*‘ geschehen.“

Der Bau des Zwischenlagers Lubmin hat eine große Bedeutung für weitere Atomlager in Deutschland und stellt eine Entscheidung mit enormer Tragweite für Mecklenburg-Vorpommern dar. „Für die Bevölkerung muss größtmögliche Sicherheit gewährleistet sein“, fordert Corinna Cwielag, Landesgeschäftsführerin beim BUND Mecklenburg-Vorpommern. „Die Menschen vor Ort brauchen ein belastbares Konzept, das alle Sicherheitsaspekte umfasst. Wir haben schon für das aktuelle Zwischenlager gefordert, dass es einen besseren Schutz vor möglichen Terrorangriffen geben muss. Leider ist das Thema aktueller denn je im Ostseeraum. Deshalb muss die Mauerdicke des Neubaus bestmöglich vor Einwirkungen von Außen schützen. Die Castoren im Zwischenlager unterliegen erheblichen Alterungsprozessen und können undicht werden. Ein Zwischenlager ohne Reparaturmöglichkeit um defekte Castoren instandzusetzen darf von der Bundes- und Landesregierung nicht gebilligt werden. Deshalb fordern wir den Einbau einer sogenannten Heißen Zelle. Menschen und Umwelt müssen bestmöglich vor dem Austritt von Radioaktivität geschützt werden. Das darf nicht an Kosten scheitern. “

Hintergrund: Die Betreiberin des Zwischenlagers, die Entsorgungswerk für Nuklearanlagen GmbH (EWN), hat den Genehmigungsantrag für ein neu zu errichtendes Transportbehälterlager am Standort Lubmin/Rubenow beim Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) gestellt. Hierzu haben der BUND und andere Kritik in Form sogenannter Einwendungen formuliert. Am Dienstag hört die Genehmigungsbehörde BASE die Kritik der Einwender*innen an und lässt die Antragsstellerin EWN und Gutachter*innen dazu Stellung nehmen. Im Nachgang werden gegebenenfalls Auflagen erteilt und die Einwendungen und der Umgang damit findet Eingang in den Genehmigungsbescheid.

*Heiße Zelle: Eine Heiße Zelle ist ein mit Blei abgeschirmter, gasdichter Raum zum ferngesteuerten Umgang mit radioaktiven Stoffen.

Mehr Informationen:

www.bund.net/atomkraft/
 

BUND-Stellungnahme Zwischnenlager Lubmin: www.bund.net/estral-lubmin

Informationen des BUND-Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern: https://www.bund-mecklenburg-vorpommern.de/sammeleinwendung-lubmin/

BUND-Studie: Aktuelle Probleme und Gefahren bei deutschen Zwischenlagern für hoch-radioaktive Abfälle: https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/atomkraft/atomkraft_zwischenlager_studie_2020.pdf

Faktenblatt: 10 Gründe gegen Laufzeitverlängerung: www.bund.net/laufzeitverlaengerung

Uran-Atlas: https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/uranatlas-2022/

Faktenblatt: Atomkraft und die Abhängigkeit von Russland: https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/atomkraft/atomkraft_Uranatlas_Faktenblatt_Russland_2022.pdf

 

Kontakt: Juliane Dickel, Leitung Atom- und Energiepolitik, BUND-Expertin für Energiepolitik, Tel.: 030-27586-562, Mobil: 0176-31267936, E-Mail: juliane.dickel(at)bund.net 


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