BUND Landesverband
Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Tierische Findelkinder

30. April 2024 | Naturschutz, Naturschutz, Tierschutz

Endlich Frühling! Die Bäume und Sträucher sind wieder belaubt und viele Tiere haben bereits Nachwuchs. Wenn Sie jetzt draußen einen Spaziergang unternehmen, kann es daher vorkommen, dass Sie auch einmal auf ein Jungtier treffen.

Auf dem Boden oder auf einem Ast sitzt ein laut tschilpendes, kleines Federbällchen das anscheinend in Not geraten ist: das täuscht in den meisten Fällen, denn fast flügge Jungvögel (=Ästlinge), werden auch außerhalb des Nestes weiter von ihren Eltern gefüttert. Allerdings erst, sobald sich die Gefahr (Mensch) wieder entfernt hat.

An anderer Stelle  liegt vielleicht ein Rehkitz oder ein junger Hase im Gras. Diese Jungtiere sind vermutlich völlig gesund und bleiben bei Gefahr reglos liegen und drücken sich instinktiv auf den Boden. Dieses Verhalten - und weil sie fast ohne Eigengeruch sind - schützt sie gut vor den meisten Feinden. Werden sie allerdings von uns Menschen berührt, dann riechen sie auch nach Mensch und werden von ihren Müttern nicht mehr angenommen. Auch junge Eichhörnchen, die aus dem Nest (= Kobel) gefallen sind, wirken auf einem ihrer ersten Ausflüge noch zutraulich, sollten aber keinesfalls berührt werden.

Viele glauben, dass allein aufgefundene Jungtiere von den Eltern verlassen wurden oder krank sind und daher unsere Hilfe benötigen. Das ist aber nur sehr selten der Fall. In der Natur werden Jungtiere häufig von ihren Eltern allein gelassen, u. a. zur Nahrungsbeschaffung. Und Eichhörnchen wissen z.B. ganz genau, was zu tun ist, um ihren Nachwuchs wieder zurück in den Kobel zu bringen. Aber leider wissen nicht alle Menschen darüber Bescheid.

So kommt es, dass sich jedes Jahr auf's Neue, besonders jetzt im Frühling, Tierfreunde wegen dieser Unkenntnis vermeintlich in Not geratene Jungtiere der Natur entnehmen und in Tierheime, Wildtier- und andere Auffangstationen bringen. Zwar geschieht das in guter Absicht, aber meistens schaden diese vermeintlichen "Rettungsaktionen" den Tieren mehr als ihnen zu helfen. Auf diese Weise verlieren Wildtiere Jahr für Jahr ihren Nachwuchs. Hinzu kommt zudem, dass die Überlebenschancen der Jungtiere in den Stationen selbst bei bester Pflege erheblich schlechter sind als bei der Aufzucht durch ihre Eltern. Denn im Gegensatz zu uns wissen die Tiere ganz genau, was das Richtige für ihre Jungen ist. Vieles regelt die Natur also ganz alleine - zwar nicht immer in unserem Sinn, aber gut für sie!  

Obwohl das eigentlich alle wissen sollten, sind die Aufnahmestellen meist schon im Frühjahr völlig überlastet. Außerdem gibt es auch klare gesetzliche Vorschriften! Denn laut Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) ist die Entnahme von Wildtieren aus der Natur verboten! Einzige Ausnahme: Ein Tier benötigt eindeutig menschliche Hilfe, weil es verletzt ist und unmittelbare Lebensgefahr besteht. Man darf also nur im absoluten Notfall und nur, sofern tatsächlich keine Versorgung mehr durch die Eltern stattfindet, eingreifen. Das weitere Vorgehen sollte dann allerdings von Fachleuten abgeklärt werden, da man für die artgerechte Versorgung und Pflege der Tiere viel Erfahrung benötigt. Fachkundige Stellen, an die Sie sich hierfür wenden können und die hilfsbedürftige Tiere auch aufnehmen bzw. weitervermitteln können, sind z. B. Tierheime, Wildtierrettung und andere Auffangstationen, Tier- und Naturschutzvereine (u. a. BUND oder NABU), sowie Tierärzte und für den Artenschutz zuständige Behörden.

Helfen können Sie trotzdem: Nehmen Sie Ihren Hund draußen immer an die Leine, auch am Strand, denn dort ruhen sich oftmals junge Robben aus besonders zwischen Anfang April und Ende Juni. Denn auch freilaufende Hunde sind eine große Gefahr für die Gelege von Vögeln und für wildlebende Jungtiere, weil Hunde diese gerne aufstöbern, verletzen oder wegtragen. Außerdem kann sich der Hundegeruch auf die Jungtiere übertragen, so dass ihre Mütter sie nicht mehr annehmen. Halten Sie bitte in dieser Zeit auch die Katzen in den Gärten von den Vögeln fern. Und Sie persönlich können, wie bereits gesagt, viel Tierleid verhindern, wenn Sie gesunde, unverletzte Jungtiere grundsätzlich nicht anfassen oder mitnehmen und wenn Sie sich möglichst rasch vom Fundort entfernen, damit die Eltern sich wieder um ihren Nachwuchs kümmern können!

Noch drei Tipps, um Pflegefälle an Haus und im Garten zu vermeiden: decken Sie Regentonnen ab, sichern sie Fallrohre mit einem passend geformten Ball aus Maschendraht und legen Sie einen Ast oder etwas anderes Griffiges in den Uferbereich von Folienteichen, damit Tiere wieder herausklettern können!

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