BUND Landesverband
Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Der Stall ist mit Tieren vollständig abgebrannt! Megastallanlage unbeherrschbar

30. März 2021 | Massentierhaltung

BUND zum Brand in der Megastallanlage Alt Tellin: Brandschutz völlig unzureichend! Tierschutz wird mit Füßen getreten / Gericht hat Entscheidung seit 2017 vertagt!

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) beklagt den völlig unzureichenden Brandschutz in der Megastallanlage für 10.750 Muttersauen, 624 Jungsauen und 53.000 Ferkel in Alt Tellin. Der BUND hatte mit detaillierten Gutachten seit Jahren unbeherrschbare Brandgefahren in der größten Sauenanlage Deutschlands angemahnt. Das Verwaltungsgericht Greifswald hatte am 15. März 2017 die Verhandlung der Klage des BUND vom 4.September 2012 gegen die Genehmigung vertragt, nachdem u.a. und stundenlang ergebnislos über den unbeherrschbaren Brandschutz debattiert wurde.

„Das tausendfache Tierleid ist unerträglich. Über 45.000 Tiere sind verbrannt! Der BUND hatte bereits bei der Planung die abenteuerlichen Brandschutzkonzepte für den Megastall scharf kritisiert. Erst wurden Konzepte vorgelegt, wonach die trächtige Muttersauen die Anlage im Brandfall mit der Geschwindigkeit von Wildschweinen verlassen würden, später wurde die Tiere zur Brandlast erklärt, am Ende sollte eine Sprinkleranlage helfen. Auch im Gerichtsverfahren haben wir gutachterliche Einschätzungen über Explosionsgefahren und die unmögliche Tierrettung durch Brandbekämpfung vorgelegt. Die Genehmigungsbehörden und der Gutachter der Betreiberin haben immer wieder erklärt, dass die Anlage absolut sicher sei“, sagt BUND-Landesgeschäftsführerin Corinna Cwielag.

Der BUND fordert, dass die bekannten Explosionsgefahren durch Gase über den Gülleschächten, die mit den riesigen Gülletanks und Biogasanlagen direkt an den Ställen verbunden sind sofort auf den Prüfstand kommen. Corinna Cwielag vom BUND: „Unser Ziel ist es, die Genehmigung für die gigantische, tierquälerische und umwelttoxische Anlage in Alt Tellin aufzuheben. Der Brand in Alt Tellin zeigt, dass viel zu lange weggeschaut wurde.“

Laut BUND ist der fehlende Brandschutz in Massentierhaltungsanlagen ein eklatantes Problem. „Auch für aktuelle Planungen wie die geplante Schweinemastanlage für 25.000 Tiere in Suckwitz bei Krakow am See gibt es behördlicherseits völlig widersprüchliche Annahmen, die einmal davon ausgehen, dass die Tiere im Brandfall irgendwie die Anlage verlassen könnten und andererseits Mitarbeiter Brände rechtzeitig selbst löschen würden.

Der tragische Brand in Alt Tellin zeigt, dass Massentierhaltung in Megastallanlagen unbeherrschbar ist. Untragbares Tierleid wird in Kauf genommen um billig zu produzieren“, so Corinna Cwielag vom BUND.

Für Rückfragen: Corinna Cwielag, BUND-Landesgeschäftsführerin, T. 0178 5654700

Hintergrund:

Dimension der größten Sauenanlage Europas: Mit 10.458 Muttersauen und 35.000 Ferkelplätzen ist die von der Firma Straathof beantragte und heute durch einen Treuhänder betriebene Sauenanlage in Alt Tellin die größte bekannte Massentierhaltungsanlage für Sauen in Europa.

Im Mai 2012 wurde ein weiterer Antrag auf Erweiterung der Kapazitäten auf 10.750 Muttersauen, 624 Jungsauen und 53.000 Ferkelplätze vorgelegt, der bisher nicht beschieden ist. Damit sollten rund 360.000 Ferkel sollen im Jahr in Alt Tellin "produziert" werden.

Es ist unklar, wie viele Tiere tatsächlich in der Anlage gehalten werden. Gegenüber der Ostseezeitung gab der damalige Betreiber Adrianus Straathof, der später wegen eklatanter Tierschutzverstöße ein Tierhaltungsverbot in Deutschland bekam, im Mai 2013 einen Tierbestand von 46 500 Tiere (10500 Sauen und 36000 Ferkel) sowie 39 Beschäftigte an. Hieraus resultiert erstens, dass schon bald nach Inbetriebnahme mehr Tiere als in der Genehmigung beantragt wurden, gehalten werden und zweitens ein Betreuungsschlüssel von Mensch auf Tier von 1:1192 besteht. Rechnet man die Bürokräfte heraus, wird Betreuungsschlüssel noch schlechter.

In der Megastallanlage entstehen mehr als 60.000 Tonnen Gülle pro Jahr. Für die „Verwertung“ der Gülle in vier dafür neu gebauten Biogasanlagen werden ca. 600 Hektar zusätzlicher Anbaufläche für Mais benötigt, die mit der Gülle vergoren werden müssen. Die Tiertransporte für 360.000 Absatzferkel erfolgen in den Nachtstunden auf den Gemeinde- und Kreisstraßen. Es gab bereits erhebliche Schäden und Beschwerden. Die Ferkelverluste gibt die Betreiberin der Megastallanlage in den Genehmigungsunterlagen mit 10% an. Das bedeutet rund 70 tote Ferkel pro Tag, 25.000 tote Ferkel im Jahr.

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