BUND Landesverband
Mecklenburg-Vorpommern e.V.
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Zahl der Wolfsterritorien in MV seit vier Jahren gleich

27. November 2024

In ganz Deutschland nur moderates Wachstum der Population • Wölfe besiedeln 31 Territorien in MV • 15 Totfunde im Jahr 2023/2024 • 2024 wurde ein Wolf nachweislich illegal getötet

Schwerin. In Mecklenburg-Vorpommern ist der Bestand des Wolfs mit 31 Territorien genauso groß wie im Wolfsjahr 2020/2021. Auch in den beiden Jahren dazwischen lag die Zahl der Territorien mit 30 bzw. 29 fast auf diesem Niveau. Obwohl die Territorien nicht ganz M-V abdecken, ist überall mit Wölfen zu rechnen, da Wölfe ohne Territorium über mehrere hundert Kilometer weit wandern. Der Bestand des Wolfs ist in im letzten Wolfsjahr in ganz Deutschland nur noch moderat von 265 auf 274 Territorien angewachsen. Das belegen die gestern vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) veröffentlichten Zahlen.

Noch vor wenigen Jahren war er in weiten Teilen Europas ausgerottet, aber immer wieder wanderte der Wolf aus den überlebenden Populationen Osteuropas auch nach Deutschland. Er wurde immer getötet. Seit 1990 gilt der Schutz der Wölfe. Erst seit dem Jahr 2000 gelingt es ihnen wieder Welpen auch in Deutschland aufzuziehen.

Mareike Herrmann vom BUND Mecklenburg-Vorpommern: „Die Wolfpopulation wächst in Deutschland seit einigen Jahren nicht mehr so stark wie in den ersten Jahren nach der Rückkehr dieser Art. Für unser Bundesland wurde ein unveränderter Bestand von 2020 bis 2024 festgestellt. Die Entwicklung der nächsten Jahre bleibt abzuwarten. Möglicherweise gibt es in MV nur noch wenige geeignete Lebensräume, in die der Wolf zurückkehren kann. Nachkommen und durchstreifende Wölfe werden meistens woanders ihr eigenes Territorium suchen müssen.“

Ein deutschlandweiter Zuwachs von unter vier Prozent der Wolfsterritorien vom Monitoring-Jahr 2023/2024 zum Vorjahr 2022/2023 liegt deutlich unter den anfänglichen hohen Zuwachsraten der Population. Während in den ersten Jahren nach der Rückkehr des Wolfs nach Deutschland durchschnittliche Zuwachsraten von 28 % pro Jahr errechnet wurden, gingen diese danach kontinuierlich zurück. Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt einen klaren Trend, denn die Zuwachsraten sanken in den letzten Jahren ständig und erreichten 2021 noch 16,4 %, 2022 noch 10,9 %, 2023 noch 6,1 % und 2024 nur noch 3,4 %.

Selbst eine denkbare deutliche Bestandszunahme in den wald- und wildreichen Mittelgebirgen würde nicht mehr zu den früheren hohen Bestandszuwächsen führen, weil nur noch Teilpopulation und nicht mehr die gesamte deutsche Population wachsen würde.

Die Entwicklung entspricht wissenschaftlichen Analysen, wonach die Wölfe zunächst die am besten geeigneten Habitate besiedelten und dort sehr hohe Überlebenschancen und Nachwuchsraten hatten. Müssen im nächsten Besiedlungsschritt weniger gute Habitate besiedelt werden, verringert sich die Nachwuchsrate und damit das Populationswachstum. Das Populationswachstum flacht dann ab. Möglicherweise ist das die Erklärung dafür, dass der Bestand in MV nicht mehr gewachsen ist.

Verkehrsopfer

„Leider werden die Nachkommen und Zuwanderer aber auch weiterhin die vielen unnatürlichen Todesfälle ausgleichen müssen,“ gibt Mareike Herrmann zu bedenken. Auch dies könne ein Grund dafür sein, dass der Bestand nicht gewachsen ist.

Das Leben in der zersiedelten Landschaft Deutschlands ist für den Wolf gefährlich, trotz strengem Schutz in der Europäischen Union und ohne natürlichen Fressfeind. Mit der Wiederausbreitung dieses Raubtiers ist auch die Zahl der Totfunde angestiegen. Im Monitoringjahr 2023/2024 wurden 15 tote Wölfe in MV gefunden. Eine natürliche Todesursache wurde zweimal festgestellt. In einem Fall wurde eine illegale Tötung nachgewiesen, in fünf Fällen blieb die Todesursache unklar. Regelmäßig machen Verkehrsopfer etwa dreiviertel der gefundenen toten Wölfe aus. Es trifft besonders junge Wölfe, die kein Territorium haben und über weite Strecken umherziehen.

Streit um Wolfsmanagement

Die Gesellschaft ringt weiterhin um eine Antwort auf die Frage, wie mit dem zurückgekehrten Wildtier inmitten der intensiv genutzten Landschaft umgegangen werden sollte. Der Schutz von Nutztieren, insbesondere Schafen, auf der Weide ist nach etwa 100 Jahren heute wieder notwendig. Zeitgleich mit dem gleich großen Bestand an besetzten Wolfsterritorien ist die Zahl der Übergriffe von Wölfen auf Nutztiere in MV mit 79 im Jahr 2023 deutlich geringer als das Allzeithoch 2020 mit 102 Übergriffen. Dabei werden auch uneindeutige Fälle mitgezählt, in denen der Wolf als Verursacher nicht ausgeschlossen werden kann. In diesen Daten sieht der BUND einen Nachweis, dass die Zahl der Wolfsterritorien unerheblich ist für die Gefahr von Übergriffen auf Nutztiere, vielmehr komme es auf das individuelle Verhalten der einzelnen Wölfe an.

Das Wolfsmanagement beinhaltet, dass die Gesellschaft für solche Schäden zahlt, aber auch für die Maßnahmen, um die Nutztiere zu schützen. Dazu gehören besondere Zäune, aber auch Herdenschutzhunde. Bei wiederholten Übergriffen kann als Ausnahme eine Genehmigung zum Abschuss des verhaltensauffälligen Wolfs erteilt werden. Der BUND spricht sich gegen eine ungezielte Jagd auf Wölfe aus. Er befürchtet, diese könne schnell zu einer Abnahme des Bestands führen, die die weitere Ausbreitung verhindert und den Fortbestand der Art gefährdet. Zudem würden durch eine ungezielte Jagd auf alle Wölfe wahllos Wölfe erschossen, also auch solche, die keine Nutztiere reißen. Am Ende der Jagdzeit wäre der prozentuale Anteil der Wölfe, die den Herdenschutz überwinden, in der Population unverändert. Unglücklicherweise könnte auch der Wolf, der einen Schaden verursacht hat, überleben und die Wölfe abgeschossen werden, die keine Nutztiere angreifen. Das dadurch freiwerdende Territorium würde sehr bald von anderen Wölfen besiedelt werden, mit einer höheren Wahrscheinlichkeit, dass sie Nutztiere jagen. Ein wirksamer Herdenschutz werde umso dringender benötigt. „Wertet man die wissenschaftliche Literatur aus und betrachtet man die Zahlen aus Mecklenburg-Vorpommern und ganz Deutschland, dann sollten sich alle Beteiligten um eine Stärkung und Fortentwicklung des Herdenschutzes innerhalb der Bundesländer aber noch mehr durch die bundesweite Zusammenarbeit bemühen,“ schlussfolgert der BUND.

Mehr Informationen:

 

Kontakt:

Mareike Herrmann,

Referentin für Naturschutz

Tel.: 0175 – 99 84 735

E-Mail: mareike.herrmann(at)bund-mv.de

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