BUND Landesverband
Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Neue Klage gegen Mega-Stallanlage bei Rostock

15. Januar 2020 | Massentierhaltung

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat gemeinsam mit der Bürgerinitiative „Pro Vita“ Klage beim Verwaltungsgericht Schwerin gegen die Genehmigung einer Megastallanlage für die Mast von 1,4 Millionen Hähnchen pro Jahr eingelegt. Die industrielle Hähnchenmastanlage soll in Fienstorf bei Rostock im Abstand von 400 Metern zur Wohnbebauung entstehen.

Der BUND moniert die schädlichen Umweltwirkungen durch luftgetragenen
Stickstoff auf umliegende Biotope wie kleine Seen und einen
nahegelegenen Wald, Lärmbelastungen durch Lüfter im Kombination mit
einer Biogasanlage und die Belastung durch Bioaerosole für Anwohner. Bei
180.000 Tierplätzen in sieben bis acht Mastdurchgängen pro Jahr sieht
der BUND auch den Tierschutz und den gesetzlichen Brandschutz verletzt.
In der Anlage dürfen 20 Hähnchen pro Quadratmeter gehalten werden.

Wegen der unzureichenden Zuwegungen über kleine Gemeindestraßen hatte
auch die betroffene Gemeinde Broderstorf-Fienstorf ihr Einvernehmen
versagt. Nach vier Jahren Auseinandersetzung wurde am 25.01. 2016
dennoch die Genehmigung für die industrielle Hähnchenmastanlage
Fienstorf durch das STALU Rostock erteilt (AZ 571-7.1.3.1 EG-006). Der
BUND war von Beginn an dabei und arbeitet mit der Bürgerinitiative „Pro
Vita“ zusammen, aus der sich später die BUND-Gruppe Steinfeld-Fienstorf
gründete. Der BUND legte am 5.4.2016 Widerspruch gegen die Genehmigung
ein. Der Widerspruch des BUND gegen die geplante Hähnchenmastanlage in
Fienstorf wurde im Dezember 2019 vom StALU Rostock zurückgewiesen. In
der Begründung führt die Behörde auf, dass durch die Anlage ´keine
schädlichen Umwelteinwirkungen, sonstige Gefahren, erhebliche Nachteile
oder erhebliche Belästigungen´entstehen würden. Die ´Erfüllung der
Vorsorgepflicht sei sichergestellt´.

Für Rückfragen: BUND: Corinna Cwielag, T. 0385 521339 12 oder 0178 5654700

Erklärung der Bürgerinitiative “Pro Vita”, Fienstorf:

Nachdem der Widerspruch gegen die geplante HMA in Fienstorf im Dezember
2019 vom StALU MM Rostock zurückgewiesen wurde, ist nun vom BUND und
der BI „Pro Vita“ vor Ort K L A G E vor dem Verwaltungsgericht
Schwerin erhoben worden.

Nach mehr als sieben Jahre dauernder demokratischer Auseinandersetzung
gegen diese Art der industriellen Landwirtschaft, und auch in Hinsicht
auf die politische Entwicklung und Klima- und Umweltsituation in der
Welt, speziell in unserem Land, betrachten wir es als
u n g e h e u e r l i c h, dass ein Widerspruch gegen eine
Massentierhaltungsanlage von 1,4 Millionen Hähnchen pro Jahr mit der
Begründung zurückgewiesen wird:
„Durch die Anlage entstehen keine schädlichen Umwelteinwirkungen,
sonstige Gefahren, erhebliche Nachteile oder erhebliche
Belästigungen.........“
„Die Erfüllung der Vorsorgepflicht ist sichergestellt.....“
Selbst „der Tierschutz ist gewährleistet....“

Multiresistente Keime fordern längst weltweit viele menschliche Opfer,
aber wir sollen zusehen, wie Abluft aus den Tierställen u n g e f i l t
e r t und nicht einmal mit einer modernen Abluftanlage in die Umwelt
gelangt, was in anderen Bundesländern schon Stand der Technik ist. Wir
sollen einverstanden sein, dass man noch mehr Antibiotika und selbst
Reserveantibiotika an die Tiere verfüttert, damit sie möglichst schnell
fett, unbeweglich und ohne intaktes Immunsystem sein werden?

„Tierschutz ist gewährleistet“ - ? 35 Tage, ihr ganzes Leben, stehen
die Tiere auf ihren eigenen „Hinterlassenschaften“ ohne Sitzstangen mit
coupierten Schnäbeln auf einer dreiviertel DINA 4 Seite Fläche pro Huhn!
- Was ist das für ein Tierschutz??

Diese Klage muss sein !
Wir haben uns sehr lange bemüht, um zu einem guten Ergebnis,
möglicherweise sogar zu einem Kompromiss in dieser Angelegenheit zu kommen.
Petitionen, Briefe, Fragen, Aufdeckungen von Unstimmigkeiten (auch
juristischer Art) wurden von unseren Politikern, ausgesessen, nicht
beantwortet. Damit ist jetzt Schluss!
Wir kämpfen als gewissenhafte Bürger für deutsches Umweltrecht. Dafür
bringen wir eigene Spenden auf. Wir bitten um Unterstützung unter:
Spendenkonto BUND Mecklenburg-Vorpommern e.V., IBAN: DE36 1405 2000
0370033370, BIC: NOLADE21LWL, Kennwort / Verwendungszweck: Fienstorf


Eva Maria Leonhardt
BI „Pro Vita“
BUND Ortsgruppe Steinfeld/Fienstorf
Kontakt für Rückfragen über BUND , T. 0385 5213390


Hintergrund
Tierschutz:
In der konventionellen Hänchenmast sind bis zu 39 Kilogramm pro
Quadratmeter "Lebendfleisch" zulässig, das heißt, etwa 20 Tiere pro
Quadratmeter. Je größer die Hähnchen werden, desto weniger Platz gibt
es. In der Enge picken die Tiere sich gegenseitig, verlieren Federn und
haben Wunden. Krankheiten werden schneller übertragen. Deshalb sind in
der intensiven konventionellen Geflügelmast oft antibiotische
Behandlungen erforderlich, oder es werden chemisch-synthetische
Futtermittelzusätze bereits prophylaktisch verabreicht. In der
Bio-Geflügelhaltung müssen die Tiere doppelt so viel Platz haben.
Prophylaktische Medikamente sind nicht erlaubt. Hier kommen vor allem
Naturheilmittel, insbesondere verschiedene Kräutermischungen, zum Einsatz.

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