BUND Landesverband
Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Nach Sandsturm - Mehr Bodenschutz durch mehr Ökolandbau!

08. April 2016

Vor fünf Jahren, am Freitag, den 08.04.2011 gegen 12:30 Uhr geschah auf der A19 bei Kavelstorf der schlimmste Massenunfall in Mecklenburg-Vorpommern mit acht Toten und 131 Verletzten. 83 Fahrzeuge sind damals ineinander gerast, weil ein riesiger Sandsturm den Fahrzeugführern bei gleichzeitig unangepasster Geschwindigkeit die Sicht nahm.

Aus Anlass der fünfjährigen Wiederkehr des Massenunfalls auf der A19 weist der BUND auf den kritischen Zustand unser Böden hin und fordert mehr Bodenschutz durch mehr Ökolandbau.

Dr. Burkhard Roloff, Agrarexperte beim BUND: „Der Ökolandbau trägt als Anbausystem mit weiten Fruchtfolgen, humusbildender Düngung mit Mist und Kompost sowie dem Anbau von Luft-Stickstoff-bindenden Pflanzen, wie Klee und Luzerne nachweislich zum besseren Bodenschutz bei. Mehr Ökolandbau heißt mehr Bodenschutz."

Anfang des Jahres 2016 stellte der BUND-Landesverband seine 70-seitige Studie Aktionsprogramm Mehr BIO aus vor. Roloff zum Ziel und Inhalt des BUND-Aktionsprogrammes Mehr BIO aus MV: Das Ziel des bundesweit erstmals von einem anerkannten Naturschutzverband erarbeiteten Aktionsprogrammes Mehr BIO aus MV ist es einerseits, den Anteil an der ökologisch bewirtschafteten Fläche von derzeit 9% bis 2020 auf 20% zu erhöhen und andererseits, mehr landestypische Bio-Produkte aus Mecklenburg-Vorpommern herzustellen und direkt bzw. regional zu vermarkten. Das Aktionsprogramm Mehr BIO aus MV umfasst sieben notwendige Handlungsfelder mit insgesamt 43 konkreten Handlungsempfehlungen als Einzelmaßnahmen.“

Dr. Burkhard Roloff, zur Forderung nach einem Bodenschutzprogramm für unser Land: „Der Schutz des Bodens wird in unserem Land grob vernachlässigt. Die rot-rote Landesregierung hatte bereits 2002 beschlossen, ein Bodenschutzprogramm zu erarbeiten. Angesicht der immer rascher stattfindenden und zunehmenden Bodenerosion sowie der gleichzeitig immer geringeren Bodenbildung fordern wir die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern auf, endlich nach 14 Jahren das Landesprogramm für Bodenschutz aufzulegen. Dieses Programm muss die bestehenden Probleme explizit aufdecken und konkrete Handlungsanleitung zum Erhalt bzw. zur Wiederherstellung eines guten Bodenzustandes geben.  Als Voraussetzung dafür fordern wir den aktuellen Bodenzustandsbericht, der bereits im Jahre 2013 fertig sein sollte, jetzt im Landwirtschaftsministerium vorliegt, aber erst im Frühjahr 2017 veröffentlicht werden soll.“

Roloff erläutert die Ursachen des sogenannten Sandsturms auf dem damals frisch bearbeiteten Feld an der A19: „Die Ursache des Sandsturms ist die Agrarindustrie: Durch die industrielle Landbewirtschaftung auf den riesigen Feldern, in einer fast ausgeräumten Landschaft kommt es immer öfter zu enormer Wind- und Bodenerosion. In Mecklenburg sind bis 1991 zwei Drittel aller existierenden Feldhecken gerodet worden. Über die Hälfte der Böden im Land sind stark und mittelstark erosionsgefährdet und verdichtet. Aber auch durch die schlechte Humuswirtschaft der großen industriellen Pflanzen- und Tierproduktionsbetriebe, nur mit Kunstdünger und Gülle, ohne Fest-Mist bzw. Kompost kommt es zur Verschlechterung der Böden, der sogenannten Boden-Degradierung. Die Böden verlieren ihre guten chemischen, biologischen und physikalischen Eigenschaften, wie z. B. Wasseraufnahmevermögen und - Haltefähigkeit sowie die Bindigkeit, sodass weder Wasser schnell genug aufgenommen noch lange genug im Boden gehalten werden kann. Die wertvollen Feinsubstanzen, die Humuspartikel sind dadurch auf den brach liegenden Feldern Wind und Wetter ungeschützt ausgesetzt. Jedes Jahr gehen dadurch bis 200 hundert Tonnen Boden je Hektar und Jahr auf den erodierten Flächen real verloren.“.

Hintergrund: Der bereits 33 Jahre dauernde Schweizer DOK-Langzeitvergleich verschiedener Anbausysteme ergab in der Bio-Variante insgesamt höhere Humusgehalte, erhöhte Aggregatstabilität, erhöhte Wasserkapazität, höhere Wassergehalte sowie eine verbesserte biologische Bodenqualität und eine 30% höhere Artenvielfalt. Auf dem fünfzehnjährigen Dauerversuch der Universität Gießen zu unterschiedlichen Betriebstypen im Ökolandbau ergab der ökologische Gemischtbetrieb die höchsten Humuswerte, im viehlosen Bio-Betrieb mit Kleegras konnte noch Humusaufbau nachgewiesen werden, wobei es im viehlosen Bio-Ackerbau-Betrieb bereits nach 5 Jahren zur Humusreduzierung kam.

Aktionsprogramm mehr BIO aus MV

Das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie M-V hatte zuletzt im Jahr 2002 den "Bodenbericht des Landes Mecklenburg Vorpommern" erarbeitet und veröffentlicht. Dieser Boden-Bericht beinhaltet eine ausführliche Zustandsbeschreibung der Böden unseres Landes und stellt somit die Grundlagenermittlung für das Bodenschutzprogramm dar. Bodenbericht des LUNG von 2002: www.lung.mv-regierung.de/wasser_daten/Dateien/Start.htm. In M-V gibt es ein erhebliches Potential für Wind- und Wassererosionsgefährdung auf landwirtschaftlich genutzten Standorten. In Mecklenburg-Vorpommern sind ca. 40 % der Böden potentiell nicht bzw. gering winderosionsgefährdet, 35 % der Böden werden als mittel und 25 % als sehr stark gefährdet eingeschätzt. 53 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche sind potentiell wassererosionsgefährdet. Davon werden 24 % als gering, 19 % mäßig, 9 % stark und 1 % als sehr stark gefährdet eingeschätzt. Etwa 0,2 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche wurden als gering, ca. 35 % mäßig, ca. 15 % erheblich, ca. 10 % stark und ca. 30 % als sehr stark potentiell schadverdichtungsgefährdet eingeschätzt. Die möglichen Bodenabträge liegen zwischen 0,01 bis 121 t/ha*a. Besonders gefährdete Standorttypen sind die sickerwasserbestimmten und grundwasserbestimmten Sande

Rückfragen: Dr. Burkhard Roloff, BUND, Tel.: 0385 52133913 und 0176 25190600<xml></xml>  

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