BUND Landesverband
Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Moorzerstörung für Hafenausbau Rostock unverantwortlich und aus der Zeit gefallen!

31. August 2021 | BUND, Naturschutz, Naturschutz

BUND bittet Ministerpräsidentin und Oberbürgermeister um Änderung der Hafenausbaupläne in Rostock

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat die Ministerpräsidentin Manuale Schwesig und en Oberbürgermeister der Hansestadt Rostock um Änderung der Hafenausbaupläne für den Rostocker Seehafen gebeten. Das Land hat einen Anteil von 25 Prozent am Hafen Rostock, die Hansestadt zu ist zu 75 Prozent Eigentümerin.

Die Hafenausbaupläne beanspruchen u.a. über 200 Hektar Moor rund um den Peezer Bach. Die Fläche soll für den Hafenausbau tragfähig und bebaubar werden. Dafür müssten rund 200 Hektar Moor entwässert und weggebaggert werden.

„Das ist eine Klimasünde, die ihresgleichen sucht! Moore sind die größten CO2-Speicher, die über Pflanzen entzogenes CO2 über Jahrtausende sicher einlagern. Entwässerte Moore dagegen setzen das langlebige CO2 und das 310mal schädlichere Lachgas in Größenordnungen frei! Mit gut 6 Millionen t CO2-Äq pro Jahr sind entwässerte Moore schon jetzt die größte Emissionsquelle in M-V!“ mahnt Corinna Cwielag, Landesgeschäftsführerin beim BUND in Mecklenburg-Vorpommern.

Die Entwässerung des Moores für den Hafen würde nicht nur den einmaligen Lebensraum Küstenüberflutungsmoor zerstören, sondern rund 5.000 Tonnen CO2 plus Lachgas pro Jahr zusätzlich freisetzen. Dazu kommen noch 1.200 Tonnen CO2, die auf dieser Fläche nicht mehr gebunden werden – ein Stoß vor den Bug für Rostocks Klimaschutzziele. Rostock hat noch rund fünf Jahre, um klimaneutral zu werden, soll die Erderwärmung von 1,5°C nicht überschritten werden.

„Rostock ist zu 75% Eigentümer des Hafens. Oberbürgermeister Madsen kann doch nicht einerseits Klimaneutralität anstreben und andererseits diese CO2-Senke beseitigen! Angesichts der schon jetzt spürbaren Klimawandelauswirkungen wie Trockenheit und Brände auf der einen Seite, Starkregen und Hochwasser mit Stürmen auf der anderen Seite ist es unverantwortlich, die Erderwärmung weiter anzuheizen! Die Schadenskosten des Klimawandels belasten die Gesellschaft schon jetzt – Tendenz steigend. Moorzerstörung ist ein extremer Kostentreiber! Kein Unternehmen kann ein Interesse daran haben, die Erderwärmung zu beschleunigen und das Risiko von Ausnahmezuständen und Schäden damit zu erhöhen“, sagt Susanne Schumacher, Vorsitzende des BUND in Rostock.

Der Schaden kann auch nicht ausgeglichen werden, so der BUND. „Die geplante Herstellung von grünem Wasserstoff, grünem Ammoniak und die Nutzung grüner Energie vor Ort wird erst in ferner Zukunft den im Moor verursachten Klimaschaden ausgleichen können. Bis die positiven Effekte eintreten, werden die Emissionen die Atmosphäre höchstwahrscheinlich schon über die Kipppunkte belastet haben, was unser Leben an der Küste unmöglich machen wird, sagt Susanne Schumacher vom BUND.

Daneben gehen weitere lebenswichtige Funktionen verloren, denn Moore speichern Niederschlag (Starkregen) und tragen zur Grundwasserbildung bei. Verdunstendes Wasser wiederum hat eine kühlende Wirkung auf die Umgebungstemperatur während Hitzeperioden. Moorrenaturierung ist demnach eine der wirkungsvollsten und kostengünstigsten Klimaschutzmaßnahmen. Der BUND fordert den Erhalt des Moores rund um den Peezer Bach und zusätzlich nördlich und südlich davon ehemalige Moorflächen aus der Entwässerung für die landwirtschaftliche Nutzung zu nehmen und zu renaturieren. Auf einer Fläche von rund 400 ha könnte so Rostocks größte natürliche CO2-Senke entstehen.

Susanne Schumacher: „Ein Hektar wachsendes Moor speichert bis zu 6 Tonnen CO2 pro Jahr. 1 Hektar entwässertes Moor emittiert dagegen bis zu 25 Tonnen CO2 plus Lachgas pro Jahr. Nur Wiedervernässung beendet diese Emissionen!“

„Der BUND ist nicht grundsätzlich gegen den Hafenausbau in Rostock. Unsere Aufgabe ist es aber als Anwalt für den Schutz unserer Lebensgrundlagen aktiv zu werden. Dafür haben wir die Ministerpräsidentin und den Oberbürgermeister um Unterstützung gebeten. Es gibt Alternativen zur Moorzerstörung. Vorhandene Flächen können deutlich effizienter genutzt werden. Das Hinterland kann stärker einbezogen werden. Flächen für das Kohlekraftwerk sowie Lagerflächen für fossile Energieträger werden in absehbarer Zeit frei und können umgenutzt werden. Ebenerdige Parkplätze sind eine Flächenverschwendung und können reduziert oder in die Höhe gebaut werden. Grundsätzlich müssen die Häfen in Mecklenburg-Vorpommern koordiniert vorgehen. Es ist möglich Infrastrukturen zu optimieren. Nicht jeder Hafen muss alles vorhalten!“ schlägt Cwielag vor.

Für Rückfragen: Susanne Schumacher, Vorsitzende BUND Rostock,

T. 0176 21311985

Quellen:

 

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