BUND Landesverband
Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Gelb gespritzte Felder im November?

09. November 2017

Glyphosat wurde unter anderem mit der Begründung genehmigt, Problemunkräuter zu behandeln. Inzwischen werden in Deutschland jedoch 6000 Tonnen Glyphosat auf den Äckern pro Jahr eingesetzt. Der massenhafte Einsatz sorgt dafür, dass Glyphosat selber Superunkräuter erzeugt, weltweit sind 38 resistente Pflanzen gemeldet.

Auch in Mecklenburg-Vorpommern klagen Bauern über Problemunkräuter wie Trespe und Ackerfuchsschwanz. Um Kosten für Grubbern, Schälen und Pflügen zu sparen, wird sogar im Herbst Glyphosat eingesetzt. So sind zum Beispiel in der Ackerbauregion um Güstrow sogar im November weite gelb gespritzte Feldschläge zu sehen. Im Boden wird Glyphosat weit weniger an Bodenpartikel gebunden, als bisher angenommen. Das beweist ein aktuelles Forschungsprojekt der Universität Rostock. Im Sommer wird Glyphosat zur Abreife von Getreide eingesetzt. Dies ist nur erlaubt, wenn das Getreide liegt und nachweislich zu nass ist, um es zu ernten. Kontrollen des Landesamtes für Landwirtschaft und Lebensmittelsicherheit ergaben im Jahr 2016 in 12 von 40 Verdachtsfällen, dass keiner der Gründe vorlag (OZ 22.09.2016). Der Einsatz von Glyphosat zur Abreife von Getreide gilt als Eintrittspforte für Glyphosat in geerntetem Getreide, das auch für Nahrungsmittel verwendet wird. Glyphosat ist in der Folge im menschlichen Urin auch von Stadtbewohnern nachgewiesen.

Glyphosat wird auch im öffentlichen Bereich auf Grünflächen, Spielplätzen und Friedhöfen angewendet. Deutschlandweit werden dabei rund 70 Tonnen pro Jahr eingesetzt. Bundesweit haben rund 80 Kommunen freiwillig auf den Einsatz verzichtet. Durch den freien Handel mit Glyphosat wird es auch im privaten Bereich eingesetzt. Pro Jahr verwenden privat Gärtner und Hauseigentümer deutschlandweit weitere 60 Tonnen. Einige Baumärkte haben nach den Protesten gegen Glyphosat das Unkrautvernichtungsmittel freiwillig aus dem Sortiment genommen (z.B: toom-Baumarkt).

 

Hintergrund und Folgen für die Biodiversität

Glyphosat ist das meist verbrauchte Unkrautvernichtungsmittel, das auf ca. 40% der Ackerflächen in Deutschland zum Einsatz kommt. Es findet sich inzwischen in vielen Oberflächengewässern (und teilweise sogar im Grundwasser) und ist in Böden stabiler als lange angenommen. Auch in Lebensmitteln werden zunehmend Rückstände von Glyphosat und seinem Abbauprodukt AMPA nachgewiesen. In die allgemeine Diskussion kam das Mittel, weil es im Verdacht steht, krebserregend für den Menschen zu sein.

Gemeinsam mit anderen Herbiziden hat es zum Verschwinden nicht nur des von Landwirten unerwünschten Aufwuchses, sondern auch vieler Wildkräuter in der Agrarlandschaft geführt. Glyphosat steht für die Intensivierung der Landschaft, die wegen des Kostendrucks zu den billigsten Maßnahmen greift, und da ist Spritzen vordergründig billiger als der Einsatz von Grubber, Schälpflug oder Stoppelhobel. Doch die Kehrseite ist ein mangelndes Nahrungsangebot in der Feldflur, nicht nur für Bienen sondern auch z.B. für Schmetterlinge, Feldlerche oder Rebhuhn.

Von den über 550 in Deutschland beheimateten Wildbienenarten, dazu gehören auch unsere für die Bestäubung so wichtigen Hummeln, sind laut „Roter Liste“ mittlerweile 197 Arten gefährdet, 31 vom Aussterben bedroht und 42 Arten stehen auf der Vorwarnliste. Auch andere Insektenarten gehen in Anzahl und Masse teilweise dramatisch zurück. So haben Untersuchungen im norddeutschen Tiefland gezeigt, dass dort seit 1989 die Masse der Insekten um durchschnittlich 76 % abgenommen hat.

Die Bestände des Rebhuhns sind seit den 1980 Jahren nach europäischen Erhebungen um erschreckende 95% zurückgegangen. Ursache ist neben dem Verlust von Brutplätzen auch der Insektenmangel in der Feldflur.

In den letzten Monaten wurde offenkundig, dass Monsanto, das das Herbizid Glyphosat erstmals auf den Markt brachte, in engstem Austausch mit US-Genehmigungsbehörden stand. In der EU wurden Passagen aus den Anträgen der Firmen nahezu wortgleich, aber ohne Kenntlichmachung, in offizielle Bewertungen der Behörden (z. B. des Bundesinstituts für Risikobewertung) übernommen.

Für Rückfragen: Corinna Cwielag, BUND-Landesgeschäftsführerin Mecklenburg-Vorpommern

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