BUND Landesverband
Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Darf es ein bisschen MEHR sein?

02. Januar 2017

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zieht eine negative Jahresbilanz für die Natur in Mecklenburg Vorpommern. „Filetstückchen“ der Natur in Mecklenburg-Vorpommern wurden 2016 zum Verkauf oder für die Bebauung freigegeben. Dazu zählen der geplante Verkauf des Anklamer Stadtbruchs mit über 1000 Hektar, darunter 300 Hektar Wald, an ein Unternehmen. In das wertvolle Schutzgebiet an der Peenemündung waren seit der Wende öffentliche Gelder zur Renaturierung aus dem Moorschutz und dem Bundesprogramm für Naturschutzgroßprojekte geflossen.

„Filetstückchen“ der Landschaft mit Blick aufs Wasser oder direkt am Wasser seinen laut BUND besonders in Gefahr. Auf Platz zwei wählte der BUND die Bebauung des Borner Holms inmitten des Vogelschutzgebietes Vorpommersche Boddenlandschaft. Unmittelbar an der Nationalparkgrenze ist damit begonnen worden, ein Baugebiet für eine weitere Hotelanlage und Ferienwohnungen mit Boddenblick zu erschließen. Das Gebiet auf einer bisher unbebauten Wiesenfläche befindet sich im Vorbehaltsgebiet Küstenschutz und ist hochwassergefährdet. Die Fläche ist für 33 Brutvogelarten und für 29 Rastvogelarten von hoher Bedeutung.

Platz drei erhält der Plan für den Bau eines 67 Meter hohen Hochhauses an der unverbauten Außenküste Mecklenburg-Vorpommerns bei Börgerende. Der von der Gemeinde begrüßte Hochhausbau liegt direkt in einem Gebiet für die Zugvogelrast im Küstenstreifen. „Diese Flächen im Landschaftsschutzgebiet gehen für die Vogelrast verloren und durch das Gebäude selbst besteht für die ziehenden Vögel eine hohe Kollisionsgefahr.“ sagt BUND-Landesgeschäftsführerin Corinna Cwielag. „Das Grüne Band entlang unserer Ostseeküste ist durch den ehemaligen Grenzverlauf fast vollständig unverbaut. Das Markenzeichen unserer natürlichen Landschaft an der Ostseeküste wird damit preisgegeben.“, so Cwielag weiter.


Auch für den Schutz der Umweltressourcen Wasser, Boden und Luft zieht der BUND eine negative Bilanz für 2016. Trotz erheblicher Probleme seien 2016 weitere umstrittene Massentierhaltungsanlagen unter anderem in Trinkwasserschutzzonen genehmigt worden.

Durch Straßenneubau ging auch 2016 unversiegelter Acker- und Waldboden für die B96n auf Rügen und die A14 im Landkreis Ludwigslust-Parchim verloren.

Bei Passee im Landkreis Nordwestmecklenburg wurde im Herbst 2016 eine Massentierhaltungsanlage für über Dreizehntausend Schweine in einem in einem Gebiet für oberirdischen Trinkwasserschutz der Warnow genehmigt. Trotz geplanter Luftfilter sind laut BUND Auswirkungen auf Anwohner, nahe Gewässer mit geschützten Arten sowie 14 weitere Biotoptypen und ein Europäisches Schutzgebiet zu erwarten.

In Fienstorf bei Broderstorf wurde im Januar 2016 eine Massentierhaltungsanlage genehmigt, in der 1,4 Millionen Hähnchen pro Jahr gemästet werden sollen. Anwohner sind nicht nur durch Keimstaub, Gestank und Lärm gefährdet, auch die Straßenverhältnisse sind für einen derartigen Industriebetrieb nachweislich nicht geeignet. Die Gemeinde verweigerte ihr Einvernehmen, dennoch wurde die Genehmigung erteilt.

Unter Umgehung der Öffentlichkeit wurde im Januar 2016 in Wardow bei Laage eine Doppelanlage für 79.800 Hähnchenmastplätze genehmigt. Der Investor hatte den Genehmigungsantrag der Massentierhaltungsanlage für 79.800 Masthähnchen je Durchgang in zwei identische Anträge für zwei Anlagen zu je 39.900 Tierplätzen aufgeteilt und damit unter anderem die Beteiligung der Öffentlichkeit umgangen. Die Anlage soll in unmittelbarer Nachbarschaft des EU-Schutzgebietes „Recknitz- und Trebeltal mit Zuflüssen“ errichtet werden. Die Region gehört zum „Mecklenburger Parkland“, die mit dem Erhalt einer unversehrten Natur, Alleen und Urlaub in Schlössern und Gutshäusern wirbt.




Für Rückfragen: Corinna Cwielag, BUND-Landesgeschäftsführerin, mobil: 0178 5654700 

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