BUND Landesverband
Mecklenburg-Vorpommern e.V.

BUND testet Weihnachtsbäume: Rund zwei Drittel im Test mit Pestiziden belastet, auch stark bienengefährliche Mittel im Einsatz

16. Dezember 2020

Testbäume in Rostock und Schwerin betroffen

Die getesteten Bäume und Standorte im Überblick. | Grafik: BUND

Schwerin / Rostock / Berlin:

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat Weihnachtsbäume von einem unabhängigen Labor auf Rückstände von knapp 140 Pestiziden untersuchen lassen. Auch in Mecklenburg-Vorpommern wurden in Rostock und Schwerin Weihnachtsbäume getestet. Sowohl in Rostock als auch in Schwerin wurden im Labortest Pestizide an den Weihnachtsbäumen aus Baumärkten nachgewiesen. Sie gehören zu den 14 von insgesamt bundesweit 23 getesteten Bäumen, bei denen neun verschiedene Wirkstoffe nachgewiesen. Davon zählen sieben zu den gefährlichsten, die derzeit in der EU eingesetzt werden.

Beim Test-Weihnachtsbaum aus Rostock wurde wie an bundesweit sechs weiteren das Insektenbekämpfungsmittel lambda-Cyhalothrin nachgewiesen, es gilt als das schädlichste zurzeit in der EU zugelassene Pestizid. Es schädigt unter anderem Nervenzellen und das Hormonsystem, ist hoch giftig für Bienen und Wasserlebewesen und reichert sich auch in anderen Lebewesen an. Zusätzlich wurde beim Rostocker Test-Baum auch noch das Fungizid Azoxystrobin nachgewiesen. Das Fungizid, was unter anderem gegen Mehltau eingesetzt wird, ist sehr giftig für Wasserorganismen und reichert sich im Boden und in Sedimenten von Gewässern an.

Skandalös ist, dass beim Test-Weihnachtsbaum aus Schwerin das Pestizid tau-Fluvalinat nachgewiesen wurde, das in Deutschland für den Weihnachtsbaumanbau keine Zulassung mehr hat. Der BUND nimmt hier Kontakt mit den Händlern auf, um diese illegale Anwendung aufklären zu lassen.

Mehr als ein Viertel der bundesweit getesteten Bäume war mit mindestens zwei Wirkstoffen belastet, drei Bäume enthielten sogar Rückstände von drei Pestiziden. In zwei Weihnachtsbäumen wurde das umstrittene Totalherbizid Glyphosat nachgewiesen.

„Der oft mehrfache Einsatz von Herbiziden, Insektiziden und Fungiziden in großem Umfang auf Weihnachtsbaumplantagen ist vor allem ein Problem für Böden, Gewässer und Artenvielfalt. Aber Gefahren durch Wechselwirkungen für die menschliche Gesundheit durch Pestizidrückstände in warmer Wohnzimmerluft sind nicht auszuschließen. Mögliche Wechselwirkungen mit anderen Stoffen wie Flammschutzhemmern in Wohnmöbeln sind nicht genug untersucht. In Deutschland fehlen bisher konkrete Maßnahmen, um den Pestizideinsatz mindestens um 50 Prozent bis 2030 zu reduzieren, so wie es die EU-Kommission 2020 vorgeschlagen hat“, sagt BUND-Landesgeschäftsführerin Corinna Cwielag.

Der BUND rate deshalb Verbraucher*innen dazu, auf den noch geöffneten Verkaufsständen zertifizierte Bio-Weihnachtsbäume oder einen Baum aus heimischen FSC-zertifizierten Wäldern zu kaufen, die nicht mit Pestiziden behandelt werden dürfen.

Der BUND Rostock weist darauf hin, dass das Stadtforstamt noch bis zum 22.12. Weihnachtsbäume aus FSC-zertifiziertem Forstbetrieb in der Alten Forstbaumschule Hinrichshagen verkauft. Dort werden zusätzlich konventionelle Bäume verkauft (z.B. alle Nordmanntannen), deshalb sollte immer nach der Herkunft bzw. der Zertifizierung gefragt werden. Der BUND Schwerin verweist auf den nördlich von Schwerin gelegenen Tannenhof bei Klein Hundorf, der Weihnachtsbäume besonders nachhaltig, artenfreundlich und ohne den Einsatz von Pestiziden anbaut. Der Verkauf der Forstämter um Schwerin ist beendet.

 

Hintergrund:

Zu den Ergebnissen des BUND-Weihnachtsbaumtests:

www.bund.net/weihnachtsbaumtest

Die untersuchten Weihnachtsbäume stammten überwiegend von deutschen Plantagen und wurden stichprobenartig in Baumärkten, Gartencentern und im Straßenverkauf an 23 Verkaufsstellen in acht Bundesländern erworben.

Um eine Pestizidreduktion zu erzwingen, können Bürger*innen bei der Europäischen Bürgerinitiative „Bienen und Bauern retten“ unterschreiben:

aktion.bund.net/fuer-agrarwende-und-artenvielfalt

Liste und Bewertung der analysierten Pestizide in Weihnachtsbäumen

Zu einer Liste der Umweltschutzorganisation Robin Wood mit Verkaufsstellen für Bio-Weihnachtsbäume:

www.robinwood.de/schwerpunkte/okologische-weihnachtsbaume

Infos zu Pestiziden

https://pan-germany.org/

https://pan-germany.org/download/pan-international-list-of-highly-hazardous-pesticides/

Für Rückfragen: BUND Mecklenburg-Vorpommern: Corinna Cwielag, T. 0385

521339-12 oder 0178 5654700

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Die getesteten Bäume und Standorte im Überblick. | Grafik: BUND | Grafik

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