Auf dem Areal des ehemaligen militärischen Truppenübungsplatzes Lübtheener Heide rollen seit dieser Woche überraschend wieder Panzer. Ab dem 14.Juni trainiert das Panzergrenadierbataillon 401 aus Hagenow mit etwa 200 Soldaten und 20 Schützenpanzern auf den Flächen des zum Nationalen Naturerbe erklärten, naturfachlich wertvollen Heide- und Waldgebiets, das auch ein bedeutendes europäisches Vogelschutzgebiet (SPA) ist. Begründet wird das von der Bundeswehr mit sicherheitspolitischen Gründen, der Notwendigkeit, vor der Entsendung von Truppen in die Baltischen Staaten (Litauen) im kommenden Jahr noch einmal in für die Truppe unbekanntem Gelände üben zu müssen.
Offenbar auf Druck der Bundeswehr und der Bundesforst wurde unter Zurückstellung von naturrechtlichen Bedenken dem Antrag durch das Biosphärenreservatsamt Schalsee-Elbe in kürzester Zeit und ohne Beteiligung der Naturschutzverbände stattgegeben.
Der BUND wendet sich gegen die Übung der Bundeswehr während der Vogelbrutzeit. Durch die militärische Übung in dem europäischen Vogelschutzgebiet „Lübtheener Heide“ werden gesetzliche Verbote zur Störung und Beeinträchtigung von streng geschützten Vogelarten wie dem Brachpieper, der Heidelerche und dem Ziegenmelker, unterlaufen und verletzt. Dies ist umso bemerkenswerter, als die Übung noch während der Vogelbrutzeit stattfindet. Während sich die Bundeswehr das Recht herausnimmt, mit ihren Panzern die Nester von gefährdeten und deshalb streng geschützten Bodenbrütern wie den Ziegenmelker plattzufahren, drohen jedem Grundstücksbesitzer, der während der Brutzeit eine Hecke auch nur einkürzt, drastische Strafen.
Es ist kein sachlicher Grund erkennbar, warum die Bundeswehr ihre Übung nicht erst nach Ablauf der Vogelbrutzeit Ende September hätte ausführen können, wenn ein Einsatz erst im kommenden Jahr ansteht. Es ist ebenfalls kein Grund erkennbar, warum die Übung der Hagenower Soldaten nicht auf einem der vielen aktiven Truppenübungsplätze in Deutschland oder auf dem Standortübungsplatz Hagenow hätte stattfinden können.
Bedauerlicherweise wird das Interesse der Bundeswehr auf Durchführung militärischer Übungen gegenüber dem Erhalt einer intakten Natur in europäischen Schutzgebieten auch von den Naturschutzbehörden in M-V als höherrangiges öffentliches Interesse anerkannt.
Um zukünftig derartige „Hau-Ruck“-Aktionen zu verhindern, treten wir als BUND für eine bessere Zusammenarbeit von Bundeswehr, Naturschutzbehörden und Umweltverbänden ein, und fordern die Bundeswehr nachdrücklich auf, vermeidbare Eingriffe, durch die die Natur erheblichen Schaden erleidet, nach Kräften zu vermeiden.
Für Rückfragen: Thomas Blaudszun, stellv. Landesvorsitzender des BUND M-V, Mobil: 0173 9877543 oder per eMail: thomas.blaudszun(at)bund.net
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