Der BUND führte vor einer Woche bei herrlichem Spätsommerwetter einen sogenannten Agroforst-Feldtag in Gessin durch. Am Vormittag stellte Projektleiter Berndt Kleist das Agroforst Pilotprojekt „Dialog-Acker“ vor, dass sich in Gessin auf einer landwirtschaftlichen Fläche von 21 ha befindet. Das Agroforst-System hat vorrangig das Ziel, den Boden vor dem Abtrag durch Wind- und Wasser zu schützen. Außerdem soll dem immer weiter voranschreitenden Humusrückgang entgegengewirkt werden. Im Vergleich zum Zustand der Fläche vor 80 Jahren wurde eine alarmierende Minderung des Humusgehaltes von 60% festgestellt. Es wurden im Dezember 2023 insgesamt über 4.000 Gehölze gepflanzt, davon vor allem regionaltypische Straucharten für Feldgehölzhecken, welche die Fläche umschließen und schützen werden. Außerdem wurden über 600 Obst-, Nuss- und Laubgehölze gepflanzt, die im nördlichen Teil als Streuobstwiese und im südlichen Teil agroforsttypisch in Reihen angelegt wurden. Ein im Norden geschaffenes Feuchtbiotop stellt sicher, das im Fall von Starkregenereignissen ein zusätzlicher Schutz vor abfließenden Wassermassen gegeben ist, die den Hang abwärts fließen und die darunterliegenden Grundstücke und Häuser bedrohen.
Anschließend informierte Leon Bessert vom deutschen Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) über das Projekt „SEBAS“ zur Förderung der biologischen Vielfalt durch Agroforstsysteme. Im Projekt „SEBAS“ wird untersucht, inwieweit einfach strukturierte Agroforstsysteme zur Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt in Agrarlandschaften beitragen. Arbeitsschwerpunkte sind das Monitoring von Insektengruppen, Regenwürmern sowie der Begleitflora. Danach führte Marco Bartsch, Projekt Ackerbau(m) von der HNE Eberswalde in das Projekt „agroforst-monitoring“ ein. Dabei geht es um die Erforschung von Bäumen auf Äckern, Wiesen und Weiden. In dem überregionalen Forschungsnetzwerk sind Menschen aus der Wissenschaft, Landwirtschaft und deren Nachbarschaft beteiligt, die das Team mit ihren individuellen Fähigkeiten und Talenten bereichern, unterstützen und vorantreiben. In der sogenannten Bürgerwissenschaft (engl. Citizen Science) geht es um die konsequente Einbindung und Beteiligung von interessierten Ehrenamtlichen in die Feld-Forschung. Mario Henneberg, Baumpfleger aus Stagard stellte in seinem Vortrag abschließend moderne Baum-Pflege vor.
Während einer Begehung der Agroforstfläche wurden nachmittags die vielfältigen praktischen Feld-Methoden des „SEBAS“ und des „agroforst-monitoring“-Projektes erläutert und mit den Teilnehmern durchgeführt, wie z.B. Käfer fangen und bestimmen oder Bodenfallen leeren und auswerten. Mario Henneberg unterwies in der praktischen Baumpflege exemplarisch an einem Apfelbaum. Dipl. Ing. Frank Idler vom Dezernat Bodengeologie und Bodenschutz vom LUNG sprach zwei sehr unterschiedliche Bodenprofile auf der Agroforst-Fläche an. Das Anlegen und Ansprechen von Bodenprofilen fand großes Interesse bei den Teilnehmern, denn man konnte sehr gut erkennen, wie unterschiedlich die Böden auf derselben Ackerfläche waren vom sandigen Lehm bis zum lehmigen Sand. Die durch die Eiszeit bzw. den Gletscher entstandenen sogenannten Diluvialböden bestehen zu unterschiedlichen Anteilen aus Geschiebemergeln, Lehm, Sand und Ton.
Dr. Burkhard Roloff, Organisator des Agroforst-Feldtages vom BUND: „Auf der neu angelegten Agroforstfläche konnten wir deutlich beobachten, dass Bäume auf dem Acker und Grünland zu mehr Artenvielfalt führen. Langfristig entsteht durch den Laubfall mehr Humus im Boden und die Bäume verringern den Bodenabtrag durch Wind und Wasser.“
Roloff ist zufrieden: „Der Agroforst-Feldtag war insgesamt sehr gelungen, von der Organisation, der Logistik, der Bio-Verpflegung und v.a. vom Inhalt der Vorträge und der praktischen Übungen zum Agroforst. Es herrschte eine positive Stimmung unter den sehr interessierten 25 Teilnehmern.“
Kontakt:
E-Mail: burkhard.roloff(at)bund-mv.de
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Mobil: 017625190600
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