BUND Landesverband
Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Agrarbündnis fordert 100% Ökolandbau in allen Wasserschutzgebieten für sauberes Trinkwasser!

22. März 2021

Wasserschutzberatung für Maßnahmen zum vorbeugenden Grundwasserschutz Regionale Wertschöpfung durch Bio-Eigenmarken

Aus Anlass des heutigen Welt-Wasser-Tages findet am Mittwoch, 24.03.2021 im Güstrower Bürgerhaus, Sonnenplatz 1 von 10:00 bis 16.00 Uhr die landesweite 16. Fach-Tagung des Agrarbündnisses Mecklenburg-Vorpommern statt zum Thema: „Sauberes Wasser durch Ökolandbau“.

Dr. Burkhard Roloff, Agrar-Experte des BUND zum Anlass der landesweiten Fachtagung: „Der Zustand des Oberflächen- und Grundwassers ist weltweit gefährdet, v.a. durch die industrielle Tier- und Pflanzenproduktion in Form von Verschmutzung durch chemisch-synthetische Pflanzenschutz- und Düngemittel, Arzneimittelrückstände sowie diffuse Nährstoffeinträge. Die deutsche Landwirtschaft hinterlässt seit Jahren einen Stickstoff-Überschuss von durchschnittlich 93kg/ha und Jahr. Im Mittel der Jahre 2012 bis 2016 wurden rund 466 000 Tonnen Stickstoff pro Jahr in die deutschen Oberflächengewässer eingetragen. Mehr als 74 % dieser Einträge stammte aus landwirtschaftlich genutzten Flächen. In Mecklenburg-Vorpommern sind 97% der Fließgewässer, 82% der Seen und alle Küstengewässer der Ostsee in einem schlechten ökologischen und 50% der Grundwasserkörper in einem schlechten chemischen Zustand. Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat 2011 und 2016 Konzepte zur Minderung diffuser Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft vorgelegt. In den Maßnahme-, Management- oder Bewirtschaftungsplänen kommt der Ökologische Landbau als eine praktikable Möglichkeit zur Minderung des Stickstoffeintrages in das Oberflächen- und Grundwasser bisher ausdrücklich nicht vor.“

Roloff zur Forderung nach 100% Ökolandbau in Wasserschutzgebieten in unserem Land: „Wir fordern, alle konventionellen Landwirtschaftsflächen in den Wasserschutzgebieten auf Ökolandbau umzustellen. Das beträfe ca. 200 000ha der insgesamt 360 000 ha Wasserschutzgebiete. Das ergäbe innerhalb kürzester Zeit  eine Verdopplung  der Ökolandbau-Flächen in unserem Land auf 369 033ha bzw. auf 27,5% der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Denn der Ökolandbau ist beim Gewässer- und Grundwasserschutz der konventionellen Landwirtschaft klar überlegen, da der Ökolandbau den Anforderungen einer grundwasserverträglichen und nachhaltigen Landbewirtschaftung am nächsten kommt. Der freiwillige Verzicht auf Mineraldünger, der insgesamt geringere Nährstoffeinsatz und die vorgeschriebene geringere Viehdichte ergeben erheblich geringere Nitratausträge in die Gewässer bzw. das Grundwasser. Der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und auf den vorbeugenden Einsatz von Tierarzneien verhindert mögliche Gewässerbelastungen weitestgehend bzw. vollständig. Der ökologische Landbau dient bundesweit seit Jahren erfolgreichen Wasserversorgungsunternehmen beim vorbeugenden Grund- und Trinkwasserschutz.

Roloff erläutert die notwendige Wasserschutzberatung für Maßnahmen zum vorbeugenden Grundwasserschutz: „Die Wasserschutzberatung ist notwendig, um die vielfältigen Maßnahmen zum vorbeugenden Grundwasserschutz nachhaltig durchzusetzen u.a. Halbierung der Stickstoff-Düngung auf den konventionellen Betrieben und der ökologische Landbau sowie die Umstellungs-Beratung. Die Maßnahmen sind freiwillig mit finanzieller Entschädigung oder Beihilfe/ha. Der Viehbesatz liegt zwischen 1,4 bis 2,0 GV/ha. Zusätzlich erfolgt Waldumbau oder Aufforstung von landwirtschaftlichen Nutzflächen. Die langjährigen Ergebnisse sind Nitrat-Werte deutlich unter 50mg Nitrat/l, geringere Kosten bei der Trinkwasser-Aufbereitung und Trinkwasser von sehr guter Qualität.

Roloff zur möglichen zusätzlichen Wertschöpfung in Wasserschutzgebieten durch Ökolandbau:Die Umstellung auf Ökolandbau in Wasserschutzgebieten kann zur zusätzlichen Wertschöpfung in der Region führen. Die Stadtwerke München z.B. unterstützen seit 30 Jahren mit der Initiative „Öko-Bauern“ nicht nur die Erzeugung, sondern auch die Vermarktung ihrer Bio-Produkte. So wird beispielsweise ihre Milch über das Regionale Netzwerk „Unser Land in Münchner Supermärkten angeboten, deutlich gekennzeichnet mit dem Slogan „Ökomilch schützt Wasser“. Im Wasserwerk Leipzig wurde im Projekt „Wertvoll-Stadt-Land-Partnerschaft Leipzig & Umland“ eine „Marke aus dem Wasserschutzgebiet“ entwickelt. Für das größte Wasserschutzgebiet in Mecklenburg-Vorpommern, die Warnow mit 150 000 ha, hatte der BUND 2019 in einer Studie die „BIO-Modell-Region Warnow“ entwickelt und u.a. eine regionale Bio-Eigenmarke mit dem Namen „Bio von der Warnow“ empfohlen.“

Hintergrund: Der Weltwassertag findet seit 1993 jedes Jahr am 22. März statt und wird seit 2003 von UN-Water organisiert. Der Weltwassertag 2021 steht unter dem Motto „Valuing Water“: „Wert des Wassers“. Mit diesem Motto wollen die Vereinten Nationen die Menschen dazu aufrufen, sich Gedanken über die lebenswichtige Bedeutung von Wasser und seinen Wert zu machen. Dies geht weit über den finanziellen Gesichtspunkt hinaus und umfasst auch den ökologischen, sozialen sowie kulturellen Wert von Wasser.

Die 16. Wintertagung des Agrarbündnisses will land- und wasserwirtschaftliche Maßnahmen für sauberes Wasser darstellen, die bisherigen Maßnahmen der Landesregierung zum Gewässerschutz diskutieren und die praktischen Möglichkeiten des Gewässerschutzes durch Ökolandbau vorstellen. Drei erfolgreiche landwirtschaftliche und ein wasserwirtschaftlicher Betrieb, die bereits heute aktiven Oberflächen- und Grundwasserschutz praktizieren, präsentieren sich.

In der aktuellen Vergleichsstudie „Thünen-Report 38“ von 2019 zwischen konventionellem und ökologischem Landbau wurden in 64% der Fälle eindeutige geringere Stickstoffausträge im Ökolandbau festgestellt und somit die relative Vorzüglichkeit des Ökolandbaus für den Grundwasserschutz wissenschaftlich belegt.

Die Gesamtfläche der Wasserschutzgebiete (WSG) beträgt ca. 360 000 ha. Davon entfallen allein rund 150 000 ha auf das WSG Warnow.

Die Bio-Modellregion Warnow wäre bundesweit die erste Modellregion, in der alle Maßnahmen im gesamten Fluss-Einzugsgebiet so gestaltet werden, dass so wenige Nährstoffe wie möglich in die Warnow gelangen. Das betrifft die Landbewirtschaftung, die flächengebundene, artgerechte Nutztierhaltung, aber auch die nachhaltige touristische und wirtschaftliche Entwicklung.

Zur Studie

Rückfragen: Agrarbündnis Mecklenburg-Vorpommern c/o: Dr. Burkhard Roloff (BUND) unter Tel.: 0385 52 13 39 13 und während der Tagung: 0176 25190600

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