BUND Landesverband
Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Für mich ist klar, den Bereich Umwelt und Klimaschutz aus dem Dezernat herauszulösen und zur Chefinnensache zu machen.

12 Antworten für den BUND

1. Wohlergehen neu definieren. Wie definieren Sie „Wohlergehen“ und mit welchen Maßnahmen möchten Sie dieses Wohlergehen für alle gerecht gestalten?

Wohlergehen bedeutet für mich, einen Lebensstandard zu haben, der mir das Gefühl gibt, teilhaben zu können. Und das wünsche ich mir für alle Menschen auf der Erde. Das bedeutet zwangsläufig, dass auf unserer Seite der Erdhalbkugel mehr Bewusstsein geweckt werden muss für den Schutz der Umwelt und den Umgang mit Ressourcen. Wir verlagern zu viele der Probleme, die unser Lebensstil verursacht, in die ärmeren Länder, in denen es z. T. noch nicht einmal Zugang zu sauberem Trinkwasser gibt. Dabei ist ein Schlüssel die Bildung und Sensibilisierung der Bürgerinnen und Bürger.

 

  2. Alle zusammen. Jetzt! Wie gelingt es Ihnen, die vielen unterschiedlichen Interessengruppen von der Notwendigkeit des Klimaschutzes in allen Ebenen zu überzeugen?

Mit Regelungen und Entscheidungen, die so kommuniziert werden, dass sie von der Mehrheit der Bevölkerung akzeptiert werden. Wo Notwendigkeit verstanden wird, kann man auf die Menschen zählen. In meinen Augen ist eine stärkere Beteiligung der Stadt in der Klimaallianz geboten. Diese Allianz kann eine breitere Akzeptanz schaffen und konkrete Maßnahmen für Schwerin anschieben, die ich gern als Oberbürgermeisterin unterstützen möchte. Das Leitbild Schwerin 2030 orientiert sich an den 17 Nachhaltigkeitszielen – dieses muss nun in der Stadtverwaltung mit Leben erfüllt werden. 

 

3. Neues Schutzkonzept entwickeln. Das Schutzkonzept ist unter Beteiligung der Bürger in Arbeit. Das begrüßen wir sehr. Wie gelingt es Ihnen die gesteckten Ziele im gesetzten Zeitrahmen zu erreichen?

Die Aufgabe muss auf der Prioritätenliste ganz vorn sein. Dennoch muss gewährleistet werden, dass das Konzept gemeinschaftlich erstellt wird und somit die Bürgerinnen und Bürger mitgenommen werden. Gleichwohl werde ich verstärkt die verfügbaren personellen Ressourcen in der Stadtverwaltung dahingehend lenken.

 

4. Nachhaltig investieren. Wie nehmen Sie Einfluss, um bereits in Planung befindliche und zukünftige, besonders von öffentlicher Hand geförderte Investitionen, auf ihre Nachhaltigkeit und Klimawirkung hin zu überprüfen und gegebenenfalls nachzujustieren?

Wo eine Oberbürgermeisterin selbst entscheiden kann, ist es einfach. Wenn dazu Mehrheiten in der Stadtvertretung gebraucht werden, hoffe ich auf andere Mehrheitsverhältnisse nach der Kommunalwahl 2024. Vor allem in der Stadtentwicklung muss umgedacht werden. Planungsprioritäten muss die OB gegebenenfalls neu setzen, bisher kommen die Umweltbelange im Baudezernat zu kurz. Für mich ist klar, den Bereich Umwelt und Klimaschutz aus dem Dezernat herauszulösen und zur Chefinnensache zu machen.

 

 

 

 

5. Energieverbrauch senken. Wie beurteilen Sie das Einsparpotential im energetischen Sektor sowohl im städtischen als auch im privaten Bereich? Wie bauen Sie nicht nachvollziehbare Hindernisse z.B. durch den Denkmalschutz ab?

Es ist sicherlich Einsparpotential vorhanden, wie es klug genutzt werden kann, muss individuell betrachtet werden. Für die Schweriner Verwaltung soll am Beginn meiner Amtszeit ein Plan erarbeitet werden, um energieeffizienter zu werden – damit wird auch ein Vorbildcharakter geschaffen. Da Schwerin eine Konsolidierungskommune ist, können wir keine finanziellen Anreize schaffen, aber wir können Beratung organisieren, damit die Einwohner*innen an staatlichen Programmen partizipieren können. Der Denkmalschutz hat sich leider zu einer Institution entwickelt, die die Asche bewahrt, statt das Feuer weiterzugeben. Hier gilt es, in Zusammenarbeit mit Land und Bund Richtlinien zu überdenken. Wir werden auf lange (hoffentlich aber kurze) Sicht nicht an dem verstärkten Einsatz von Dach-/Balkon-/Fassaden-PV-Anlagen vorbeikommen.

 

6. Energie aus der Region. Wie werden Sie die künftige Ausrichtung der lokalen und regionalen Energieversorger in Richtung Klimaneutralität zum Wohle der Versorgungssicherheit und der Bevölkerung unterstützen?

Die regionalen Energieversorger sind schon auf einem guten Weg. Diesen Weg weiterzugehen, ist im Interesse aller. Die Stadtvertretung hat Klimaneutralität bis 2035 beschlossen, gemeinsam mit den Energieversorgern sollte versucht werden, dieses Ziel früher zu erreichen. Die Bürger*innen können mitgenommen werden, wenn Sie konkrete Effekte bemerken, z. B. Kostensenkungen oder mehr Geld für Investitionen, die der Gemeinschaft zugute kommen.

 

7. Fossilfrei mobil bleiben. Welche Maßnahmen sind Ihrer Ansicht nach notwendig, um Schwerin zu einer 15 Minuten Stadt (alle wichtigen alltäglichen Wege zur Arbeit, Einkauf Schule, Freizeit etc. können ohne Auto in 15 min erreicht werden) ohne fossile Antriebe zu wandeln?

Ausbau des ÖPNV und Verdichtung der Wohnbebauung statt Schaffung neuer Wohngebiete am Stadtrand. Generell halte ich die 15 Minuten-Stadt in der anstehenden Amtszeit aber eher für eine Utopie, weil wir weder Schulen noch Einkaufsmöglichkeiten oder Arbeitsplätze so bereitstellen können, dass alles in 15 Minuten erreicht werden kann. Trotzdem ist der Gedanke wichtig für kommende Planungsprozesse und soll zur Handlungsmaxime in meiner Stadtentwicklungsplanung werden. Vielleicht erreichen wir so eine 25 Minuten-Stadt.

 

8. Stadt für die Zukunft gestalten. In Anlehnung an die neue Definition von Wohlergehen ergeben sich eine Vielzahl von alternativen Konzepten für alle BürgerInnen. Wie setzen Sie sich für intelligente Lösungen im Sinne einer nachhaltigen, gerechten Gesellschaft ein?

Schwerin ist eine Stadt mit einer starken sozialen Spaltung. Dieser möchte ich mit einer neuen Fokussierung in der Stadtentwicklung entgegenwirken. Wir müssen in unserer Stadt damit beginnen, uns für eine nachhaltige, gerechte Gesellschaft einzusetzen, dann können wir weitere Kreise ziehen. Es darf bei uns keine stigmatisierten Stadtteile geben. Wie wäre es denn, wenn gerade das Mueßer Holz zum Vorreiter in Sachen Klimaneutralität wird? Dazu brauchen wir neben den baulichen Entwicklungen Möglichkeiten der Begegnung und Beteiligung der Einwohner*innen. Zudem gilt es, die vielen ehrenamtlich getragenen Projekte weiter zu unterstützen.

 

9. Regionale Wirtschaft stärken. Schwerin und Mecklenburg-Vorpommern ist traditionell ländlich und touristisch geprägt. Macht es in Ihren Augen Sinn, um sogenannte Großinvestoren mit einem hohen Risiko an Mitnahmeeffekten zu werben oder sollte sich die Stadt und Region nicht eher auf ihre regionalen Gegebenheiten fokussieren und den modernen Mittelstand und das Handwerk stärken?

Eindeutiges Ja! Trotzdem ist es ein Ziel, die vorhandenen Industrie- und Gewerbeflächen zu belegen. Ich möchte aber den Schwerpunkt auf Betriebe setzen, die sich nachhaltigem Wirtschaften verpflichtet sehen und vor allem bei denen für den Standort Schwerin werben. Schwerin muss eine eigene und über die Ländergrenzen bekannte Marke werden.

 

10. Kreislaufwirtschaft aufbauen. Bei dem heutigen Ressourcen- und Rohstoffverbrauch bräuchte Deutschland 3-4 Planeten Erde. Gleichzeitig wachsen die Müllberge und die damit einhergehenden Probleme. Ein sinnvoller Ansatz dagegen ist der bewusste Einsatz von Rohstoffen im „Cradle to Cradle“ Prinzip. Wie beurteilen Sie das Potential Schwerins, sich auf diese neue bewusste nachhaltige Form des Wirtschaftens umzustellen?

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Potential vorhanden ist, aber ich sehe bisher wenig Bemühungen, um in diese Richtung zu kommen. Gerade weil ich möchte, dass es in der Stadt bei Planungen und Projekten zu einem Umdenken kommt, bewerbe ich mich auf das Oberbürgermeister*innenamt.

 

11. Naturschätze vermehren. Wie stehen Sie zum umfassenden Schutz der Naturräume Schwerins, besonders im Blick auf geplante Bauprojekte „auf der grünen Wiese“ und Straßenneubauten?

Keine weiteren Wohngebiete auf der grünen Wiese, sondern innovative Baukonzepte auf innerstädtischen Flächen. Und keine weiteren Umgehungsstraßen. Wenn zu viel Autos durch eine Stadt rollen, brauchen wir weniger Verkehr und nicht mehr Straßen. D. h. Güterverkehr auf die Schiene und Individualverkehr durch klimafreundliche Alternativen (Fahrrad, ÖPNV) ersetzen. Das führt ganz nebenbei zu einer gesünderen Stadt.

 

12. Global vernetzen. Wie wichtig ist Ihnen der intensive und konstruktive Austausch mit anderen Städten und Gemeinden und wie werden Sie diesen Austausch fördern?

Zusammen sind Kommunen stärker, gerade gegenüber Land und Bund. Und es spricht nichts dagegen, von anderen zu lernen. Von daher ist es wichtig, über den Tellerrand zu schauen und sich mit vielen Partner*innen zu vernetzen. Das sollte nicht nur auf der OB-Ebene geschehen, sondern auch in weiteren Verwaltungseinheiten. Und es sollte so passieren, dass die Bürger*innen es wahrnehmen. Schwerin hat mehrere Partnerstädte. Zum Beispiel Tallinn, hier ist der Nahverkehr bereits seit 2013 kostenfrei. Da können wir als Partnerstadt von den Erfahrungen mit Sicherheit partizipieren.

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