BUND Landesverband
Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Alt Tellin ist überall!

BUND ruft auf zur Kundgebung am Brandplatz der abgebrannten Megastallanlage am 30.März 2023 um 16:00 Uhr!

Auf der Kundgebung wird die BUND-Landesvorsitzende Bettina Baier sprechen, wie es vor Ort weiter gehen kann und was der BUND gegen einen Wiederaufbau der Megastallanlage unternimmt.

Dokumentationen für Hintergründe zur Stallanlage Alt Tellin und zur Massentierhaltung:

Der Schweinebaron

Informationen zu Adrianus Straathof, einem der größten Schweinezüchter Europas. Adrianus Straathof ist der Erbauer und erste Betreiber der Megastallanlage Alt Tellin. 2014 verhängte das Gericht gegen ihn ein bundesweites Tierhaltungsverbot. Nicht nur in Alt Tellin unterhielt seine Holding Stallanlagen in gigantischer Größenordnung. Die Vorwürfe gegen Straathof lauten Schwarzbauten, Tierquälerei und Überbelegung der Ställe. Seitdem Tierhaltungs- und Berufsverbot für Adrianus Straathof hat es mehrere Betreiber- und Besitzerwechsel für die Megastallanlage Alt Tellin und die weiteren Mega-Stallanlagen der Straalhofholding in Deutschland gegeben. Alt Tellin wird aktuell von der LFD betrieben. Die LFD Holding GmbH wurde im März 2020 von der Terra Grundwerte AG übernommen, welche alleiniger Inhaber des Unternehmens ist.

Zur Doku

Armes Schwein - Fettes Geschäft - Der wahre Preis des Billigfleischs ARTE Aktuelles und Gesellschaft

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Noch nie war Schweinefleisch so billig wie heute. Aber ist Fleisch wirklich so billig? Und was hat es mit den durch Gülle verseuchten Böden und Trinkwasserbrunnen zu tun, mit über Steuergelder bezahlten EU-Strafzöllen für fehlende Umweltauflagen, mit billigen Lohnarbeitern aus Osteuropa? Das Big Business mit dem billigen Fleisch ist ein schmutziges Geschäft. (MDR)

Der Preis des Fleisches – Tierleid vom Fließband – nicht nur bei Schweinen

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Jedes Jahr werden weltweit 70 Milliarden Nutztiere für den Verzehr geschlachtet. 80 Prozent werden in landwirtschaftlichen Großbetrieben gehalten. Sie leben zusammengepfercht in überfüllten Stallungen, werden gemästet und schließlich geschlachtet, ohne je in der Natur gewesen zu sein. Vom Siegeszug der industriellen Landwirtschaft, in der das Tier unvorstellbares Leid erleben muss. Wie ist es dazu gekommen, dass wir in Nutztieren keine Lebewesen mehr sehen, sondern Objekte? Der Dokumentarfilm schildert den Siegeszug der industriellen Landwirtschaft, in der das Tier zur Ware wird, zum allzeit verfügbaren Rohstoff, der sich beliebig ausschlachten und verarbeiten. Recherchen in Polen, den USA, Deutschland und Vietnam gehen dem System und seinen Verantwortlichen auf den Grund. Die Fleischindustrie wird staatlich subventioniert. Konzerne, Regierungen und Verbraucher unterstützen stillschweigend ein dereguliertes und entmenschlichtes Wirtschaftssystem, das den unbegrenzten Verzehr von tierischen Produkten – und damit die Tierquälerei – zur Norm macht. Dokumentarfilm von Caroline Du Saint (F 2022, 98 Min)

Aktuelle Hintergründe

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Wie geht es weiter in Alt Tellin?

Die schlechte Nachricht vorweg:

Offenbar hat die Betreiberin LFD Pläne, die Anlage wieder aufzubauen! Am Standort der Megastallanlage vor Alt Tellin wurden eilig fast alle Reste der Brandruine beräumt. Zu sehen ist eine versiegeltes Industriegelände neben vier großen Biogaslanlagen zwischen Äckern.

Die Betreiberin LFD / Terra Grundwerte hat im Dezember angekündigt, die Anlage in „optimierter Form“ wieder aufbauen zu wollen! Man warte nur noch ab, wie man sich mit der Versicherung einigt. Der BUND prüft derzeit, ob ein Wiederaufbau rechtlich überhaupt möglich ist. Der BUND wird einen Wiederaufbau mit allen Mitteln verhindern. Denn es gibt keine „optimierte“ Massentierhaltung. Unter dem Stichwort 4.0 finden sich vor allem digitalisierte Überwachungsprozesse für Tierhaltung.

Schweine brauchen Einstreu, Wühlmöglichkeiten und Auslauf. Das ist in den Größenordnungen des Ferkelproduzenten LFD und an diesem Standort nicht möglich.

Aber die LFD lässt nicht so einfach eine Investition brach liegen. Die Biogasanlage, welche dank des Einsatzes der Feuerwehren verschont blieb, wird weiter betrieben und soll sogar erweitert werden. Der Gemeinde wurden neue Versprechen über Fernwärmeheizungen gemacht. Gülle gibt es genug – allein aus der nächsten Megastallanlage der LFD in Brenkenhof bei Anklam.

Was ist aus der Strafanzeige des BUND gegen den Betreiber geworden?

Die Ermittlungen zur Strafanzeige des BUND gegen die Betreiberin der Sauenanlage Alt Tellin ist von der Staatsanwaltschaft im Frühjahr 2023 eingestellt worden.

Grund 1: Es konnte keine Zündquelle für den Brand ermittelt werden!

Wir sagen: Das leuchtet jedem ein, der die Brandruinen gesehen hat. Falls es Spuren gab, sind diese einfach verbrannt!

Grund 2: Die fehlerhaften Einschätzungen des Brandgutachters zur Brandausbreitung wären nicht vorsätzlich gewesen. – Wir erinnern uns: Die Betreiberin der Megastallanlage und ihr Gutachter hatten angegeben, dass es nicht brennen könne, weil kein brennbares Material da sei und falls es doch brennen würde, würde eine Sprinkleranlage dafür sorgen, dass die Schweine in einer „raucharmen Schicht“ am Boden evakuiert werden können.

Die Behörden hatten zudem großzügige Abweichungen von den Vorschriften der Landesbauordnung zugelassen und die Brandabschnitte 13 mal so groß genehmigt, wie es zulässig ist: 21.790 qm statt 1.600 qm. Damit war es für die Feuerwehren unmöglich, wenigstens in einzelnen Abschnitten das Feuer abzuwehren.

Der BUND prüft jetzt die Gutachten, die der Staatsanwaltschaft für die Entscheidung vorlagen. Brandschutz und Rettung der Tiere sind besonders in Stallanlagen mit industrieller Größenordnung ein großes Problem. Auch deshalb klagt der BUND derzeit gegen die Genehmigung der Massentierhaltungsanlage Suckwitz bei Krakow am See. Dort sollen 25.000 Schweine im Jahr gemästet werden. Auch bei dieser Schweinemastanlage wurden Vorgaben für einen wirksamen Brandschutz vernachlässigt. Nach den Brandereignissen der Megastallanlage Alt Tellin sehen die Behörden immer noch keinen Änderungsbedarf für einen wirksamen Brandschutz in Suckwitz. Einwände und ein Widerspruch des BUND wurden abgewiesen.

Was ist aus der Klage des BUND gegen die Genehmigung der Megastallanlage Alt Tellin geworden?

Die Klage wurde durch das Gericht verschleppt. Nachdem die Verhandlung 2017 nach dem Thema Brandschutz unterbrochen wurde, gab es keine neue Ladung. Der BUND hält diese Klage nach wie vor aufrecht. Die Gegenseite hat nun vorgetragen, dass die Klage sich mit dem Abbrand erledigt hätte. Der BUND und der Tierschutzbund prüfen dazu die Rechtslage.

Wie geht es weiter? Was hat die Politik und die Verwaltung für Schlüsse aus der Katastrophe Alt Tellin gezogen?

Die Politik bearbeitet das Thema gar nicht, die Verwaltung arbeitet äußerst schleppend! Inzwischen sind weitere Megastallanlagen genehmigt worden – wie z. B. in Suckwitz!

Der BUND forderte mehrmals sofortige Auflagen zum Brandschutz zu erlassen. Brandabschnitte müssen kleiner sein und die Gebäude müssen dem Feuer widerstehen können! Der BUND hat zur Vermeidung künftiger Brand-Katastrophen in großen Tierhaltungsanlagen gemeinsam mit dem Deutschen Tierschutzbund und Greenpeace im März 2022 ein umfangreiches Rechtsgutachten zu den notwendigen Änderungen und zum Vollzug der Vorschriften des Baurechtes in M-V vorgelegt.

Seit Anfang 2022 tagte zum Baurecht eine Interministerielle Arbeitsgruppe der Ministerien für Landwirtschaft und Bau in M-V. Den Vorsitz hatte damals das Landwirtschaftsministerium[1].

Immer wieder fragte der BUND nach den Ergebnissen. Es wurde versprochen, den BUND einzubeziehen. Das ist bis heute nicht geschehen!

Am 22. März 2023 kündigte Minister Pegel (SPD), der u.a. für Bau- und Brandschutz zuständig ist, im Landtag an, dass „in den nächsten Wochen“ ein mit Experten und Feuerwehren erarbeiteter Erlass in weitere Abstimmungen zwischen den Ministerien gehen soll. Darin sollen etwa Rettungswege für die Tiere festgelegt werden, die offengehalten werden müssen. Die Halter sollen demnach auch bestimmte Löschwassermengen vorhalten müssen. Die Außenanlagen sollen so gestaltet werden, dass die Feuerwehr sich im Brandfall optimal aufstellen kann.[2]


[1] Abteilung 5 - Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung im Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern

[2] https://www.landtag-mv.de/dpa-ticker?tx_w3dpa_dpa%5Baction%5D=detail&tx_w3dpa_dpa%5Bcontroller%5D=Dpa&tx_w3dpa_dpa%5Buid%5D=61391&cHash=10fd6e1acc92f8209556c00f75840df2

 

 

Unser Fazit:

Rettungswege für die Tiere bringen nichts, wenn niemand die Tiere heraustreiben kann, weil die Stallgebäude nach kurzer Zeit einstürzen. Die Feuerwehr hat keine Chance vor Ort, wenn sich die Brände unkontrollierbar ausbreiten und Dachkonstruktionen einbrechen. In Alt Tellin konnten nicht einmal drei Prozent der Tiere gerettet werden, weil sich der Brand ohne die Brandmauern sehr schnell ausdehnte und die Stallgebäude aufgrund der billigen Konstruktionsweise sehr schnell einstürzten!

Bessere Gebäude mit höheren Feuersicherheitsklassen sind aber teurer. Offenbar soll es weitergehen mit der Billighaltung und das wird auch bei neuen Ställen „4.0“ der LFD in Alt Tellin so bleiben, solange das Land keinen Riegel vorschiebt!

Und deshalb ist es wichtig, dass in Alt Tellin am 30.03.2023 gemahnt wird. Der BUND wird auch in Schwerin bei der Landesregierung nicht locker lassen.

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